Anfangs verständigen wir uns mit Gesten und Mimik

Die pädagogischen Aufgaben unserer Kolleginnen und Kollegen im Extra Team Kita können weit über die Begleitung und Förderung von Kindern in Regeleinrichtungen hinausgehen. Über ihre eigenen Erfahrungen in einem ganz besonderen Umfeld hat unsere Kollegin Michelle Leitenberger mit Franziska John und Imke Schäfer aus unserem Büro in Dresden gesprochen.

Imke Schäfer: Frau Leitenberger, Sie haben im August beim Extra Team Kita angefangen. Wie sind Sie eigentlich auf uns aufmerksam geworden? 

Michelle Leitenberger: Zum ersten Mal habe ich während der Ausbildung an meiner Schule vom Extra Team Kita erfahren. Da wegen Corona meine Praxiszeiten verkürzt wurden, fand ich die Idee, im Rahmen der Beschäftigung bei Extra in relativ kurzer Zeit Praxiserfahrung bei verschiedenen Trägern sammeln zu können, sehr spannend. Außerdem kam mir das Arbeitszeitmodell mit der relativ hohen Flexibilität entgegen.

Imke Schäfer: Ihr erster Dienst begann in einer normalen Kita, die von einem sehr großen Träger betrieben wird. Nach zwei Monaten sind Sie dann in eine Inobhutnahme-Einrichtung in Dresden gewechselt. Wie haben Sie den Wechsel empfunden?

Erst war ich ein wenig traurig, weil ich mich echt gut eingearbeitet hatte und mir auch eigene Verantwortungsbereiche übertragen wurden, die ich auch gerne weitergeführt hätte. Schließlich habe ich dort einige sehr schöne Momente erlebt. Zum Beispiel gab es dort zwei ziemlich aufgedrehte Jungs. Die waren immer so aufgeregt, dass sie nicht dazu gebracht werden konnten, Mittagsschlaf zu halten. Ich habe es dann hinbekommen mit meiner ruhigen Art beide Kinder zu beruhigen, so dass sie gut schlafen konnten. Solche Momente bleiben einfach in guter Erinnerung.

Auf der anderen Seite wollte ich nach meinem ersten Dienst ja aber bewusst neue Erfahrungen sammeln. Und die Möglichkeit in einer Inobhutnahme zu arbeiten war auf jeden Fall eine spannende und besondere Gelegenheit.

Franziska John: Was ist Ihnen denn als Erstes durch den Kopf gegangen, als wir den neuen Dienst mit Ihnen besprachen?

Als erstes sind mir jede Menge Vorurteile in den Kopf geschossen. Bei Inobhutnahmen handelt es sich ja um Aufnahmeeinrichtungen für unbegleitete Flüchtlingskinder. In der Regel kommen diese Kinder aus dem arabischen Raum. Mir hat es geholfen mir bewusst zu machen, dass ich Vorurteile habe. Gerade dadurch konnte ich dann mit den Kindern verhältnismäßig offen und unbefangen umgehen. Tatsächlich wohnen in der Einrichtung ausschließlich Jungs, weil sich Mädchen wohl eher nicht unbegleitet auf die Flucht begeben. Und anders als ich es erwartet hatte, waren die Kinder sehr offen und mir gegenüber auch äußerst respektvoll, wie überhaupt auch gegenüber anderen Menschen, sowohl Frauen als auch Männern. Und man muss ja auch immer bedenken, dass die Kinder auf dem Weg zu uns sicherlich nicht nur angenehme Erfahrungen gemacht haben.

Franziska John: Dass diese Jungs, die ja noch Kinder sind, unbegleitet, also alleine, nach Deutschland geflohen sind, hat doch sicherlich auch Spuren hinterlassen?

Klar. Die Geschichten, die die Kinder erzählen, sind schon ziemlich heftig. Die meisten sind vor dem Krieg geflüchtet. Ein afghanischer Junge hat mir erzählt, dass sein Großvater in der Armee gegen die Taliban gekämpft hat. Und weil seine Familie jetzt bedroht war, hat er sich auf den Weg nach Europa gemacht.

Imke Schäfer: Erzählen die Kinder denn auch, was sie auf der Flucht erlebt haben?

Die Kinder erzählen eher sporadisch über ihre Erlebnisse. Meistens haben sie während ihrer Flucht ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. Sie erzählen von allgemein schlechter Behandlung durch Menschen, denen sie während der Flucht begegnet sind, bis dazu, dass sie regelmäßig verprügelt worden sind.

Ein syrischer Junge hat mir zum Beispiel erzählt, dass er vor dem Krieg zu Hause durch die Türkei fliehen musste. In der Türkei wurde er dann attackiert und mit einem Messer in den Rücken gestochen.

Imke Schäfer: Wie gehen Sie damit um, dass Ihnen die Kinder solche Erlebnisse berichten?

Das ist schon ziemlich hart für mich, solche Geschichten zu hören. Ich bin ziemlich empathisch und empfinde mit den Kindern, wenn ich solche Dinge hören muss. Ich konzentriere mich dann darauf, die Kinder möglichst gut zu betreuen und ihnen ein Stück Halt zu geben.

Franziska John: Wie können wir uns die Grundstruktur in so einer Inobhutnahme vorstellen?

In der Einrichtung werden zwischen zehn und zwölf Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren betreut. Aktuell kommen die Jugendlichen aus Syrien und Afghanistan. Wir sind insgesamt zehn Pädagogen, die sich die Schichten teilen.

Franziska John: Sie selber müssen dort ja auch im Schichtbetrieb arbeiten – wie kommen Sie denn damit zurecht?

Wir haben es uns so eingeteilt, dass nachts jeweils eine Betreuerin vor Ort ist. Vormittags sind wir dann meistens zu zweit und nachmittags übernimmt dann eine einzelne Kollegin. Und selbstverständlich betreuen wir die Jugendlichen auch am Wochenende. Aktuell komme ich mit dem Schichtbetrieb gut zurecht und freue mich vor allem über die Erfahrung, die ich gerade sammeln kann.

Imke Schäfer: Ich denke, dass die Jugendlichen eher kein Deutsch sprechen, oder? Wie verständigen Sie sich eigentlich?

Die Jugendlichen sprechen natürlich kein Deutsch, leider aber auch kein Englisch. Anfangs verständigen wir uns mit Gesten und Mimik, was erstaunlich gut funktioniert. Mittlerweile sprechen die Jugendlichen aber auch ein bisschen Deutsch. Das ist übrigens auch eine für mich neue Aufgabe, die Jugendlichen in Deutsch zu unterrichten. Zwar muss ich da manchmal ziemlich improvisieren, aber es macht auch großen Spaß.

Imke Schäfer: Wie lange bleiben denn die Jugendlichen in der Inobhutnahme?

Die meisten bleiben gar nicht so lange. Meistens nicht länger als zwei bis drei Wochen. Lediglich zwei Kinder sind fast drei Monate geblieben. Während ihrer Zeit in der Inobhutnahme haben die Kinder ab und zu telefonischen Kontakt zu ihren Eltern, ansonsten aber sind wir ihre einzigen Bezugspersonen.

Franziska John: Wir hatten ja schon früher einmal davon gesprochen, dass Sie in der Ausbildung eigentlich auf solche besonders herausfordernden Dienste wenig vorbereitet wurden. Auf der anderen Seite haben wir Ihre Praxiserfahrung in einer Vater-Mutter-Kind Wohngruppe für Drogen- und Alkoholabhängige gesehen. Auch das war sicher nicht mit der Arbeit in einer Regeleinrichtung vergleichbar. Konnten Sie Parallelen in Ihrer Arbeit erkennen?

In beiden Einrichtungen habe ich mit Kindern gearbeitet, die tragische Schicksale ertragen mussten. Da in der Vater-Mutter-Kind Wohngruppe auch die Eltern dabei waren, konnte ich mit den Kindern leider nicht so direkt arbeiten wie ich es mir gewünscht hätte. Die Eltern sind halt doch die wichtigste Bezugsperson und es ist dann nicht wirklich leicht, neue positive Erlebnisse zu kreieren, die auch dauerhaft positiv wirken.

Rein von der Arbeit her gefällt mir der Dienst in der Inobhutnahme besser, da ich hier viel offener arbeiten kann. Zwar gehört auch die Arbeit mit Ämtern zu meinen Aufgaben, dennoch habe ich viel mehr Möglichkeiten, pädagogisch zu arbeiten. Ich nutze dabei übrigens stark den gemeinsamen Sport mit den Kindern, vor allem Fußball und Volleyball. Das hilft, eine Beziehungsebene aufzubauen und Sprachprobleme zu überwinden. Die Kinder haben mir Billard beigebracht und ich konnte ihnen UNO beibringen.

Imke Schäfer: Könnten Sie sich denn vorstellen, langfristig in diesem Bereich zu arbeiten?

Grundsätzlich ja, das ist schon wirklich eine erfüllende Aufgabe. Ich empfinde allerdings die Schichtarbeit als ziemlich große Belastung.

Franziska John: Vielen Dank Frau Leitenberger! Sie leisten eine wichtige Arbeit. Wir danken Ihnen sehr für Ihren Einsatz und für das offene Gespräch.

Bild: Michelle Leitenberger (rechts) mit Franziska John (links) und Imke Schäfer (Mitte) im Dresdner Extra-Büro.

Zurück zum Extra Team Kita

Trotz Corona: Zurück zum Kita-Regelbetrieb

Bis Mitte März 2020 lief der Betrieb in deutschen Kitas ganz normal. Doch dann kam der plötzliche Lockdown. Die Schließung der Einrichtungen zeichnete sich am 12. März ab und wurde danach innerhalb weniger Tage bundesweit vollzogen. Schutzschirme folgten, aber auch viele offene Fragen und natürlich die Unsicherheit, was denn nun werden sollte.

Vier Monate später trafen sich Inke Bestmann (Sozialpädagogische Assistentin) und Barbara Krunic (Niederlassungsleiterin) aus dem Hamburger Extra Team Kita zu einem Gespräch über Corona in Kitas, eigene Sorgen und Hoffnungen von Beschäftigten und den Weg zurück in eine neue Arbeitswelt – trotz und mit dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Barbara Krunic: Frau Bestmann, im März wurden wir alle von der plötzlichen Kita-Schließung in Folge der Corona-Pandemie überrascht. Wie haben Sie diese Tage erlebt? 

Inke Bestmann: Bis kurz vor Schließung der Kitas schien das Virus noch ganz weit weg zu sein. Meine Arbeit aber auch meine Freizeit, wie zum Beispiel die Proben im Chor, liefen ganz normal. Und dann ganz plötzlich kamen die Nachrichten der Kita-Schließungen. Ich konnte erst gar nicht einordnen, was hier passierte. Ich dachte, ich spiele in einem Katastrophenfilm mit. Die schrecklichen Bilder aus Italien gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Alles war irgendwie gedämpft. Dazu kam dann ganz schnell die Erfahrung menschenleerer Straßen. Und mit der Maskenpflicht wurde die Situation noch intensiver sichtbar. 

Neben der reinen Frage, wie mit der neuen Lage umzugehen ist, kam natürlich auch echte Existenzangst auf. Was heißt eigentlich Kurzarbeit? Ich habe eine Freundin, die Mentaltrainerin ist. Sie hat mir sehr geholfen. Das ist übrigens der gleiche Mensch, der mir vor einigen Jahren geraten hat, bei Extra anzufangen – aber das ist eine andere Geschichte. Gut tat auf jeden Fall der Kontakt innerhalb unseres Teams, auch wenn er meist nur noch telefonisch stattfinden konnte. Ein wirklich schönes Erlebnis war die erste Online-Fortbildung der Extra Akademie. Da haben wir alle gesehen, dass es weitergeht – zwar neu und anders als gewohnt, aber eben weiter.

Hatten Sie trotz der Kontaktsperren die Möglichkeit, sich weiterhin mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen?  

In einigen Fällen ging das schon. Manche waren gerade in der ersten Zeit nach der Schließung traurig und wollten sich an einem Austausch oder auch an den Schulungen gar nicht beteiligen. Da habe ich dann auch versucht, eine positive Haltung zu vermitteln.  

Ist Ihnen das gelungen? 

Ich glaube schon. Wichtig war eben für uns alle, dem Tag weiterhin Struktur zu geben und die eigenen Sorgen zu verarbeiten. Anfangs wurde das von Woche zu Woche eher schwieriger. Wie sollte es wirtschaftlich für mich und Extra weitergehen? Natürlich fragt man sich, wie lange alle so eine Situation durchhalten können. Manchmal war ich abends ganz erschlagen und todmüde. Das geht ja auch heute noch Anderen so. Ich habe eine Freundin, die Stewardess ist. Ihr fehlen im Moment jegliche Perspektiven. Bei Extra half es allen, dass regelmäßig Informationen kamen. Ich habe da auch immer geantwortet und selbst Kontakt gehalten. So habe ich mich gut aufgehoben gefühlt.  

Einige unserer Kolleginnen und Kollegen sind auch heute immer noch in Kurzarbeit. Sie selbst konnten relativ schnell wieder den ersten Dienst übernehmen. Wie haben Sie den sogenannten Kita-Notbetrieb erlebt? 

Daran kann ich mich sehr genau erinnern, denn es ging für mich einen Tag vor meinem Geburtstag am 15. Mai wieder los. Die Einrichtung war noch im Notbetrieb. Das war schon eine sehr besondere Erfahrung, in der Zeit des strengsten Corona-Lockdowns in einer Kita zu arbeiten! Aber der Bedarf war einfach da und für die wenigen Kinder war das auch eine schwere Situation. Wir mussten kreativ werden, um den Kindern altersgerecht zu vermitteln, wie schell sich das unsichtbare Virus ausbreiten kann. Geschafft haben wir das mit Glitzer. Damit haben wir uns die Hände eingerieben und mit den Kindern beobachtet, wie sich der Glitzer auf uns selbst und im ganzen Raum verteilte. Übrigens war das auch für uns als Pädagoginnen eine interessante Erfahrung, zu sehen, wie schnell Viren und Bakterien in einem Raum plötzlich überall sind.  

Manchmal hatten wir in einer Gruppe nur zwei Kinder und die konnten das teilweise richtig genießen. Schließlich hatten sie jetzt die volle Aufmerksamkeit und brauchten einmal nicht zu teilen. Dann war es aber manchmal auch besonders schwer – besonders, wenn es Kinder nicht verstehen konnten, über Gruppengrenzen hinaus nicht zusammen spielen zu dürfen. Diese Regeln zu verstehen war besonders am Anfang für die Kinder schwer verständlich. Und offen gesagt, war es das für uns ja auch. 

Aus dem Notbetrieb ging es schrittweise zurück in eine neue Normalität. Was bedeutet das jetzt für den Kita-Alltag? 

Anfang Juni kam in Hamburg der erste spürbare Öffnungsschritt zu einem eingeschränkten Regelbetrieb. Für uns hieß das, mit einer Gruppengröße von 13 oder 14 Kindern pro Gruppe zu arbeiten. Wir haben durch späteres Kommen und früheres Gehen versucht, die Gruppengröße in Grenzen zu halten. Erst seit Mitte Juni sind wir wieder bei 20 Kindern pro Gruppe. Alle dürfen kommen – aber natürlich unter Auflagen.  Die Kinder dürfen weiterhin nur in ihrer Gruppe bleiben und das wird wohl leider noch länger so bleiben. Auch für die Eltern war das eine Umstellung. In meiner jetzigen Einrichtung müssen sie ihre Kinder vor der Tür verabschieden, denn die Garderoben sind einfach zu eng, um bei vielen Elternteilen den nötigen Abstand zu wahren. Mit den Kindern geht es erst einmal immer um das Händewaschen. Aber das nehmen sie insgesamt sehr gut an. Nur manchmal höre ich Beschwerden wie „Corona ist blöd.“ 

Na, das empfinden wir sicherlich alle gleich! Wie gehen Sie mit dem Thema Mund-Nase-Bedeckung und der Herausforderung von Mahlzeiten in der Kita um? 

Eine Mund-Nase-Bedeckung tragen wir in der Einrichtung nicht. Da bin ich auch sehr froh. Die Kinder müssen ja meine Mimik sehen. Und stellen Sie sich die Belastung vor, die entstehen würde, wenn Kinder ihre eigene Maske andauernd aufsetzen und abziehen würden. Das ist kaum vorstellbar. Mit den Mahlzeiten kommen wir recht gut klar. Die Kinder dürfen sich nur nicht mehr selbst Speisen aus den Schüsseln nehmen. Das übernehmen wir. Worauf wir auch achten ist, dass die Kindern nicht mehr ihre mitgebrachten Pausenbrote tauschen. Das sind einfach ganz konkrete Maßnahmen des Hygieneplans, den wir umsetzen. Ein weiteres Thema dabei ist auch der körperliche Kontakt. Wir haben lange diskutiert, ob oder wie der Kontakt zu Kindern oder unter den Kindern zu vermeiden oder zu reduzieren ist. Wir sind dabei allerdings nur zu dem Ergebnis gekommen, dass das einfach zu schwierig umzusetzen ist.  

Wir wissen im Moment ja alle nicht so richtig, wie es weitergeht. Welche Sicht haben Sie auf diese offene Frage? 

Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir in wirklich allen Einrichtungen hoffen, dass es keine zweite Welle gibt. Wir gehen jetzt davon aus, dass es in den Kitas normal weiterläuft. Die Erfahrung mit den Eltern ist geteilt. Manche nehmen es sehr leicht, vielleicht zu leicht. Aber es gibt auch die sehr Vorsichtigen, die Ängste haben, zum Beispiel wenn es ihnen einmal zu eng wird. Ich tue selbst das, was Viele tun. Ich informiere mich, höre zum Beispiel die Corona-Podcasts von Christian Drosten im NDR. Persönlich bin ich einfach sehr sorgfältig. Ich gehe schon wieder zum Sport und fahre Bahn, aber ich wasche mir eben sehr häufig die Hände, achte insgesamt sehr auf Hygiene und habe die Corona Warn-App installiert.

Ich glaube, wir müssen einfach alle gemeinsam daran arbeiten, mit der neuen Situation umzugehen. Einen neuen Lockdown wollen wir nicht mehr erleben, denn die gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Schäden sehen wir ja.  

Rational sehe ich das genauso, doch was macht die Situation mit Ihnen persönlich? 

Manchmal merke ich, wie stark die Frage von Corona mich doch bewegt. Das Thema ist einfach immer präsent. Sonntag war ich erstmals wieder Zumba tanzen. Da fand ich den größeren Abstand eigentlich ganz gut. So wie auch in der Bahn. Wenn die beste Freundin einen dann aber nicht mehr in den Arm nehmen darf, ist das eher schwer. Auch mit meiner Mutter geht mir das so. Sie gehört zur Risikogruppe. Eine zeitlang hatte ich sie gar nicht besuchen dürfen und es hat mir sehr gefehlt, sie nicht in die Arme nehmen zu dürfen. Das sind oder waren die schwierigen Momente. Doch so hart das alles war, umso schöner ist es ja jetzt, trotz der noch bestehenden Einschränkungen. Ich genieße es, mich wieder mit anderen Menschen treffen zu können und auf die neue Freiheit anzustoßen! 

Vielen Dank für das interessante Gespräch Frau Bestmann und alles Gute in diesen außergewöhnlichen Zeiten!  

Bild: Inka Bestmann (rechts) mit Barbara Krunic vor dem Hamburger Extra Team Kita – Büro

Zurück zum Extra Team Kita

[Tipp der Redaktion: Neben Inka Bestmann haben schon ganz viele Kolleginnen und Kollegen im Extra Team Kita die offizielle Corona-Warn-App auf ihrem Smartphone installiert. Mehr dazu im jeweiligen App-Store oder auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts www.rki.de. Bleiben Sie gesund!]

Hier bin ich. Was wird gebraucht?

Bild: Claudia Pohl und Sebastian Lazay in Hamburg

Wie ist das eigentlich, als Erzieherin im Extra Team Kita zu arbeiten? „Ganz unterschiedlich“, antwortet Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay auf diese oft gestellte Frage, „denn das hängt davon ab, was für ein Typ man ist.“

Ein solcher ‚echter Typ‘ ist Claudia Pohl. Die Erzieherin und leidenschaftliche Hobby-Musikerin wechselte von 18 Monaten zu Extra und traf sich kürzlich zum Feedback-Gespräch in Hamburg. Ihre Ukulele hatte sie auch dabei.

Sebastian Lazay: Frau Pohl, wir kennen uns nun schon eine Weile und ich weiss, dass Sie ganz begeistert Ihren neuen Job bei uns angefangen haben. Inzwischen ist einige Zeit vergangen und mich interessiert, wie es Ihnen bis jetzt ergangen ist.

Claudia Pohl: In den letzten anderthalb Jahren war ich in ungefähr 10 Einrichtungen. Es könnten noch mehr sein, dagegen hätte ich gar nichts. Leider muss ich aber regelmäßig erklären, dass ich sich die Einrichtungen rechtzeitig melden müssen, wenn sie mich brauchen, weil ich sonst schon anderweitig verplant bin.

Das heißt, Sie sind heiß umworben?

Na, dass die Einrichtungen mich immer wieder namentlich anfragen, ist schon ein cooles Gefühl. Ich empfinde das als sehr wertschätzend.

Haben sich damit Ihre beruflichen Erwartungen erfüllt?

Auf jeden Fall. Inzwischen ist es mehr so, dass ich erklären muss, gar nicht so lange am Stück in einer Einrichtung bleiben zu wollen, denn dann kann ich mich nicht mehr distanzieren. Und das war einer der Hauptgründe dafür, zu Extra zu kommen. Davor war ich 5 Jahre lang Nanny und wiederum davor 4 Jahre als Erzieherin in zwei Kindergärten tätig gewesen. Das bedeutete damals natürlich auch Verwaltungsarbeiten wie das Schreiben von Dienstplänen, was mir überhaupt nicht lag. Außerdem habe ich mich vielen Befindlichkeiten und Problemen im Team angenommen. Ich bin da in Baustellen reingelaufen, die nicht meine eigenen waren. Bei Extra habe ich dann gehofft, etwas mehr Distanz zu finden – eben auch einmal sagen zu können: ‚Nicht mein Zirkus – nicht meine Affen‘. Genau diese Hoffnung hat sich wirklich erfüllt. Wenn ich heute in schwierige Teams komme, kann ich mich entspannen. Es geht um die Arbeit mit den Kindern. Die Klärung der Teamkonstellation muss ich nicht übernehmen. Das ist ehrlich befreiend.

Wenn Sie größere Distanz einerseits als Vorteil empfinden, vermissen Sie dann auf der anderen Seite nicht die Einbindung in ein festes Team?

Also erstens bin ich Teil des Teams bei Extra und so durchaus nicht alleine. Auf der Einrichtungsebene ist das komplexer. Denn je länger man in einer Einrichtung ist, desto eher holt einen die Rolle des festen Teammitglieds dann eben doch wieder ein. Natürlich kann diese Teamzugehörigkeit auch mal ganz schön sein, aber so können eben auch Konflikte entstehen. Im Moment überwiegen für mich die Vorteile meiner freieren Rolle.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie einen Job bei einem Personaldienstleister angefangen haben?

Ich habe in der Familie schon auch das Vorurteil gehört, dass das nichts Richtiges für mich wäre. Inzwischen habe ich aber alle überzeugt, dass ich jetzt bei einem Unternehmen bin, dass nicht nur die Wünsche des Kunden berücksichtigt, sondern eben auch meine.

Wir geben uns Mühe, unterschiedlichen Typen ein berufliches Zuhause zu bieten…

Klar, etwas verrückt bin ich selbst – mit meinen Eigenarten. Aber haben wir die nicht alle? Ich kenne das Gefühl, in eine neue Kita zu kommen und erst einmal gebremst zu werden – aus Angst, ich würde etwas wegnehmen. In Einrichtungen, die besonders dringend jemanden brauchen, läuft das meistens besser. Denn das kann ich: ich übernehme spontan den Morgenkreis oder biete an, mit der Gruppe rauszugehen. Konkrete Vorschläge zur Unterstützung werden dann dankbar angenommen.

Wie ist das, wenn Sie in eine für Sie neue Einrichtung kommen?

Was ich immer dabei habe sind meine Ukulele, ein Teebecher und meine Regenhose. Das ist meine Grundausstattung. So bin ich sofort einsatzbereit. Und kaum da, bin ich dann wirklich ganz schnell mit den Kindern draußen und fühle mich manchmal wie Mary Poppins. Ich bin da und frage, was gewünscht ist. Los geht’s!

Bei dieser Art von Arbeit habe ich zum ersten Mal das Gefühl, so zu arbeiten, wie es zu mir passt. Die immer wieder neuen Situationen in verschiedenen Kitas liegen mir, denn ich bin ein spontaner Mensch und habe genug Ideen in meinem Schatzkästchen, um mich auf schwierige Situationen einzustellen. Ich schalte da sozusagen auf ‚Autopilot‘. Durch meine Berufserfahrung fällt mir es recht leicht, mich an die jeweiligen Anforderungen anzupassen. Zur Not bin ich auch in der Lage, Führung zu übernehmen, aber diese ‚Boss-Hosen‘ ziehe ich nur an, wenn es das Kind oder die Situation erfordern.

Sie haben ja schon die Abwechslung oder Freiheit in Ihrem Job betont. Fällt es Ihnen nicht manchmal auch schwer, eine Einrichtung verlassen zu müssen?

Am letzten Tag in einer Kita bin ich in der Regel fürchterlich traurig und es ist wirklich schwer, sich zu verabschieden. Doch am nächsten Montag in einer neuen Einrichtung nehme ich mich dort sofort den Kindern so an, als würde ich dauerhaft bleiben. Insofern fällt mir der Wechsel dann doch leicht. Von der ersten Minute an sind das ‚meine Kinder‘. Ich behandle sie auch so, als würde ich sie schon seit ein, zwei Jahren kennen. Da ist mein Herz groß genug! Und meistens dauert es kaum einen halben Tag bis die Kinder an mir, diesem für sie neuen und bunten Vogel, geradezu kleben.

Wenn wir noch einmal an das Zusammenspiel zwischen Ihnen und den Stammbeschäftigten in den Kitas denken: wie läuft das in der Praxis?

Wenn eine Einrichtung entscheidet, ein offene Stelle vorübergehend mit mir oder einer meiner Kolleginnen zu besetzen, dann ist das deren Entscheidung. Ich gehe nicht auf Distanz zu den Kindern, nur weil ich vorübergehend da bin. Im Gegenteil: ich ergänze immer die Arbeit der Stammerzieher. Damit unterstütze ich mit meiner Arbeit auch, dass Kinder und Bezugserzieher die nötige Zeit zusammen haben. Manchmal springe ich aber auch genau deshalb ein, um eine Kollegin vor Ort zu entlasten, der ihr Job gerade etwas zu viel wird. Da halte ich ihr dann den Rücken frei. Die Zusammenarbeit ist also situativ unterschiedlich.

In der Beschreibung Ihrer Grundausstattung haben Sie Ihre Ukulele erwähnt. Was hat es damit auf sich?

Also eigentlich bin ich ja Musikerin. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich nur 20 Stunden in der Kita arbeiten und ansonsten ausschließlich Musik machen. In der Erzieherausbildung habe ich Gitarre gelernt, dann aber in der Praxis gemerkt, dass meine kleine Ukulele viel handlicher für den Alltag ist. Im Morgenkreis und manchmal auch Nachmittags nutze ich sie für Singspiele oder Quatsch-Lieder. Das ist toll! Die Kinder schlagen da mit Bauklötzen im Takt. Die Ukulele wirkt in der Kita wie ein Magnet. Ich muss nur das Instrument herausholen und schon setzen sich alle Kindern im Kreis vor mich.

In meiner Freizeit mache ich unter anderem Countrymusik, schreibe aber auch eigene Sachen – egal ob Ballade, Blues oder Satire. Das ist mein Herzblut. Übrigens ist genau das auch etwas besonders Schönes bei meiner heutigen Arbeit. Ich kann die Leidenschaft für die Musik mit meinem Job vereinbaren. Wenn mein Hobby mal etwas mehr Zeit erfordert, dann kann ich das umsetzen, weil mir Extra diesen Freiraum ermöglicht. Auch dass ich meinen Urlaub sammeln kann und über das Zeitkonto Auszeiten möglich werden – das alles passt in mein Lebensmodell perfekt rein. So wie ich die Kolleginnen in den Einrichtungen unterstütze, habe ich hier eben selbst ein Team, das mir mal den Rücken freihält, wenn ich diese Unterstützung brauche.

Vielen Dank für Ihre Eindrücke und weiterhin viel Erfolg bei allen Ihren Projekten!

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Ich bin ein echter Profi geworden

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Schon während Ihres Studiums in Sozialer Arbeit hat sich Fraucke Backhaus auch für Design interessiert. In ihrer Diplomarbeit „Mode in Jugendkulturen“ verknüpfte sie beide Themen.

Wie es ihr heute gelingt, ihre Interessen beruflich umzusetzen, darüber sprach sie mit Extra-Geschäftsführer Christoph Sembritzki in Leipzig.

Christoph Sembritzki: Frau Backhaus, Sie sind vor 2 Jahren von Berlin nach Leipzig gekommen. Wie haben Sie es angestellt, einen Arbeitsplatz zu finden, der Ihren Ansprüchen entsprach?

Frauke Backhaus: Das war gar nicht einfach. Ich habe erst einmal bei einem Pflegedienst angefangen, der vor allem Pflegekräfte für die Betreuung von Intensivpflegepatienten beschäftigt hat. Dort war ich in der Personalabteilung für die Rekrutierung verantwortlich. Richtig glücklich bin ich dort allerdings nicht geworden.

Dann habe ich die Möglichkeit bekommen, in Leipzig bei einem großen Internet-Modeunternehmen als Stylistin anzufangen.

Was macht man als Stylistin?

Als Stylistin berate ich Kunden des Modeunternehmens bei der Wahl ihres Outfits. Man kann sich dort auf bestimmte Bereiche spezialisieren. Ich habe mir die Themen Business Casual für Herren sowie Hochzeiten ausgesucht.

Und wie sind Sie zum Extra Team Kita gekommen?

Neben meiner damaligen Tätigkeit wollte ich endlich wieder pädagogisch arbeiten. Ich bin da ziemlich strategisch vorgegangen und habe mir überlegt, bei welchen Unternehmen ich meine Arbeit als Stylistin mit der als Erzieherin vereinbaren kann. Für die Arbeit als Stylistin wollte ich weiterhin mindestens 2 Tage pro Woche zur Verfügung zu haben.

Ich habe ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass ich diese Flexibilität vor allem in der Zeitarbeit erhalten kann. Dann habe ich mir mehrere Unternehmen angeschaut und das Extra Team Kita hat auf mich den professionellsten und seriösesten Eindruck gemacht.

Direkt in einer Kita anzufangen, kam für Sie nicht in Frage?

Nein. Zwar bin ich gerade auch in den letzten zwei Jahren von mehreren Kita-Leiterinnen angesprochen worden, ob ich nicht wechseln möchte. Mir wurde teilweise sogar zugesichert, dass ich pro Woche nicht mehr als 20 Stunden arbeiten müsse. Ich bin jedoch sehr skeptisch, ob sich solche Zusagen auch tatsächlich langfristig einhalten lassen können, wenn es zu Problemen kommt. Beim Extra Team habe ich aber die Sicherheit, dass ich zwei Tage pro Woche für meine Nebentätigkeit freihalten kann.

Im Extra Team Kita hatten Sie damit tatsächlich keine Probleme?

Das ist richtig. Die Personalreferenten kümmern sich immer darum, dass mein vereinbartes Arbeitszeitfenster gut eingehalten wird. Das ist ja hier der Vorteil, dass ich nicht selbst mit der Einrichtungsleitung über meine Arbeitszeitwünsche verhandeln muss.

Wie haben Sie den Start bei uns erlebt?

Es war tatsächlich der beste Start, den ich jemals hatte. Zwar war jede Kita auf ihre Weise toll und ich habe mich überall wohl gefühlt, aber gerade bei meinem ersten Dienst bin ich unglaublich herzlich aufgenommen worden. Ich war ja einige Jahre raus aus dem Beruf und daher etwas unsicher. Die Kollegen in der Einrichtung haben mich aber in allem unterstützt und nach kurzer Zeit war ich wieder voll drin.

Mittlerweile würde ich mich sogar als totalen Profi bezeichnen. Aufgrund der Erfahrungen in mehreren Einrichtungen kann ich mittlerweile spontan jede beliebige Gruppe übernehmen. Ich kann mir inzwischen sogar innerhalb eines Tages die Namen aller Kinder einer Gruppe merken – früher habe ich dafür mindestens drei Tage benötigt.

Hatten Sie denn sehr viele Dienste in unterschiedlichen Einrichtungen?

Ich habe gerade einmal nachgerechnet. Tatsächlich war ich bisher in 23 verschiedenen Einrichtungen tätig. Dabei gab es sowohl richtig lange Zeiträume von bis zu neun Monaten in derselben Kita, aber eben auch viele kürzere Dienste von nur einigen Wochen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit besonders gut?

Da gibt es mehrere Aspekte. Fachlich bin ich in den letzten Jahren richtig gewachsen. Wenn man in relativ kurzer Zeit mehrere unterschiedliche Kitas kennenlernt, lernt man eben auch, wie unterschiedlich Tagesabläufe und Aufgaben gestaltet werden können.

Außerdem genieße ich die gute Betreuung durch die Personalreferenten im Extra Team Kita und die Schulungen und die Events sind ein großer Pluspunkt.

Bald starten Sie wieder ein neues Projekt…

Ja, ich möchte mit meinem Partner für mehrere Monate nach Argentinien gehen. Wir haben dort Bekannte, die ein Eco-Food-Projekt betreiben. Wir sind gespannt, das Projekt kennenzulernen und planen auch, einige Eco-Farmen zu besuchen. Im Wesentlichen wollen wir aber das Land bereisen und viele neue Eindrücke sammeln.

Frau Backhaus, vielen Dank für das spannende Gespräch. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Reise nach Argentinien und freuen uns schon auf Ihren ausführlichen Reisebericht!

Bild: Fraucke Backhaus und Christoph Sembritzki

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Im Moment arbeite ich in einer Traumeinrichtung

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Cornelia Lübke (rechts im Bild) traf sich in Dresden mit Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay (l.) zu einem Gespräch über ihre beruflichen Erfahrungen als Erzieherin in Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Und auch darüber, wie sie sich ihre perfekte Kita vorstellt.

Sebastian Lazay: Frau Lübke, Sie verlassen in Kürze unser Team, weil Sie in eine Kundeneinrichtung wechseln. Auch wenn wir sicher in Kontakt bleiben werden, lassen Sie uns zu diesem Anlass doch einmal über Ihre Erfahrungen in der Kita-Arbeit reden. Ich habe gehört, dass Sie lange Zeit außerhalb Sachsens tätig waren.

Cornelia Lübke: Ja, ich habe in Nordrhein-Westfalen studiert und lange dort gearbeitet. Sowohl die Ausbildung als auch die Einrichtungen dort waren hervorragend. Mein Weg hat mich trotzdem von Bonn zurück nach Dresden geführt, zum Wohnort meiner Eltern.
 
Wie haben Sie den beruflichen Wechsel empfunden? Gab es da große Unterschiede?

Ich bin da zunächst einmal theoretisch rangegangen. Der sächsische Bildungsplan erschien mir sehr hoch aufgegangen und ich fragte mich natürlich, wie das in der Realität abläuft. Das trägerübergreifende Jobangebot von Extra war deshalb ideal für mich. So konnte ich praktisch entdecken, wie verschiedene Einrichtungen in Sachsen wirklich arbeiten. Ich wollte da nicht gleich so fest gefangen sein, sondern mich beruflich eher eine Weile orientieren. Dieser Plan ist auch aufgegangen. In der Praxis habe ich gemerkt, dass vor allem das offene Konzept in NRW schon viel länger praktiziert worden war und in Sachsen tatsächlich noch mehr Gruppenaufteilungen praktiziert werden. 
 
War es leicht, sich auf wechselnde Einrichtungen einzustellen?

Bei meiner ersten Stelle wurde ich noch nicht so gut aufgenommen. Mir schien das so, als nähme man mich gar nicht wirklich wahr. Dann wurde mir klar, was das Problem war. Viele Kolleginnen waren nämlich ganz erstaunt, als ich zeigen konnte, wer ich wirklich war. Sie hatten eine unvermittelbare Kandidatin der Arbeitsagentur erwartet und keine erfahrene Fachkraft. Ich musste daher meine Qualifikation erst einmal unter Beweis stellen. Das ist dann aber auch geglückt. 
 
Es tut mir leid, das Ihr Start so holprig war.

Ach, das war schnell überwunden. Und in meiner jetzigen Einrichtung ist das sowieso ganz anders. Die Einrichtungsleitung ist vom Extra Team Kita überzeugt. Das ist die Grundlage für eine hervorragende Zusammenarbeit. Ich wurde dort aufgrund meiner Erfahrung auch bewusst ausgewählt. 
 
Haben Sie in der pädagogischen Arbeit Unterschiede zwischen NRW und Sachsen kennengelernt?

Mein Eindruck ist im Moment, dass die offene Arbeit in Sachsen eher noch ein Zukunftsthema ist. Da herrscht noch viel Angst vor der Veränderung. Ganz im Sinne von ‚Wir machen die Türen auf und alles ist erlaubt‘. Genau das ist es ja aber nicht. Nur werden eben Absprachen wichtiger. Kommunikation ist gefragt. Bei der offenen Arbeit ist alles im Flow. Es gibt keinen Bestimmer mehr. Gerade für Kolleginnen, die bisher etwas anderes gewohnt waren, ist eine Umstellung auf diese Arbeit sicher nicht leicht. Aber ich finde, es lohnt sich.

In NRW habe ich viele Eltern kennengelernt, die aus den neuen Bundesländern stammten. Ich hatte bei ihnen den Eindruck, dass sie sehr klare Vorstellungen davon hatten, bis wann welcher Entwicklungsschritt bei ihren Kindern vollzogen sein muss. Und diese – in nenne sie mal – ‚formale‘ Vorstellung habe ich dann später auch bei den Erzieherinnen in den Einrichtungen angetroffen. Man denkt hier eher in festen Abläufen. In NRW waren wir mehr daran gewöhnt, die Kinder einzubeziehen und zu begleiten. Ich habe in Dresden einmal den Satz gehört „Ein Junge zieht doch kein rosa T-Shirt an“. Das wäre in NRW undenkbar gewesen. Ich möchte das gar nicht werten, es ist nur einfach ein anderes Arbeiten. 
 
In Ihrer jetzigen Einrichtung müssten Sie ein eher heterogenes Team erleben. Stimmt das?
 
Das ist richtig. Ich selbst bin im Moment in einem sehr offenen Team innerhalb einer facettenreichen Einrichtung. Wir haben einen situationsorientierten Ansatz und werden von den Kolleginnen neugierig beobachtet, die ihre Arbeit eher etwas konventioneller strukturieren. Für mich ist das im Moment aber eine absolute Traumeinrichtung. Von der Architektur des Hauses bis zu den tollen Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf. Nach einer Weile wurde ich dort angesprochen, ob ich nicht direkt dort arbeiten möchte. Ich mache das jetzt sehr gerne. In der heutigen Konstellation mit der jetzigen Leitung werde ich mich dort sehr wohlfühlen. 
 
Und wir werden Sie schmerzlich in unserem Team vermissen.
 
Mir hilft es aber auch wirklich zu wissen, dass ich wieder ins Extra Team Kita zurückkommen kann. Es ist also jetzt ein Versuch für mich und ich weiss gar nicht, ob der Wechsel vielleicht zu früh erfolgt. Aber Kinder und Eltern sind toll. Ich habe lange darüber nachgedacht, denn natürlich verliere ich auch diesen Rückhalt durch das Extra Team Kita in Dresden. Die wechselnden Einrichtungen haben mir viel gebracht. Eigentlich hatte ich bei Extra nur Vorteile. Ich konnte mir viel ersparen, was mich inhaltlich nicht weitergebracht hat. Ich konnte mir meine Urlaube so einteilen, wie ich das brauchte und hatte mit dem ganzen „Trallala“ nichts zu tun. Ich ging einfach in die Einrichtung und tat das, was ich am liebsten mache – mit Kindern arbeiten. 

Kann man sagen, dass Sie Ihre Arbeit im Extra Team Kita als leichter als in einer herkömmlichen Beschäftigungsform empfunden haben?
 
Vielleicht eher freier als leichter. Man macht die Arbeit so gut wie möglich und wenn einen die Einrichtung nicht mehr braucht, dann kommt eben etwas Anderes. Wissen Sie, ich war früher sehr lange an meinen Arbeitsstellen. Heute, nach all den Erfahrungen, muss ich sagen: ich brauche keine Führungsposition mehr. Das ist nicht nah genug am Kind. Außerdem reizt es mich, regelmäßig einen neuen Input zu bekommen. Und ich möchte auch mit Kollegen zusammenarbeiten, die genauso denken.

Sie haben in Ihrer Laufbahn nicht nur verschiedene Bundesländer kennengelernt, sondern auch verschiedene Träger. Jetzt wechseln Sie in eine kirchliche Einrichtung. Wie empfinden Sie das im beruflichen Alltag?


Das ist eine sehr entspannte Atmosphäre. Mit den Kleinsten beten wir beispielsweise nicht. Wir transportieren Werte durch gemeinsame Feiern und Aktivitäten. Wir arbeiten dabei nach dem Jahreskreis. Gerade in kirchlichen Einrichtungen empfinde ich eine hohe Dankbarkeit gegenüber mir als Beschäftigter und auch gegenüber dem Extra Team Kita. Das ist auf allen Ebenen ein sehr kollegiales Verhältnis. 
 
Sie haben gesagt, Ihre aktuelle Kita sei im Moment eine Traumeinrichtung. Ist das schon der perfekte Arbeitsplatz für Sie als Erzieherin? 

Sie kommt dem Ideal auf jeden Fall nahe. Aber Sie sprechen da etwas Größeres an. Ich kenne viele Erzieher, die eine Vision haben. Eltern wollen ihre Kinder nicht einfach irgendwem überlassen. Sie wollen das Gefühl haben, dass ihre Kinder richtig gut betreut sind. Das geht nur mit Erziehern, die wirklich Lust auf ihre Arbeit haben. Dafür müssen sie gefragt und in ihrer eigenen Entwicklung gefördert werden. Die Eltern sind dann nicht Gegner, wie das manchmal leider der Fall ist, sondern Partner, die in ihren Wünschen ernst genommen werden müssen. Dazu gehört dann auch eine gewisse Dienstleistungsmentalität. Denn es geht eben auch um ganz praktische Fragen wie zum Beispiel Öffnungszeiten – übrigens auch an Samstagen und vielleicht sogar bis hin zur 24-Stunden-Kita. Ist es denn schlimm, wenn Eltern mal am Samstag ohne ihre Kinder einkaufen gehen möchten oder einmal einen Abend allein gestalten können?

Konzeptionell würde ich aus allen pädagogischen Konzepten, Modellen und Trägerschaften das Beste heraussuchen. Die Leute müssen zum Konzept passen und alle Regeln müssen altersgerecht sein. Ein Einjähriger kann zum Beispiel noch nicht selbst entscheiden, ob er essen möchte, oder nicht. Aber das wichtigste ist, die Eltern als Partner anzusehen und jedes Kind als Individuum. Ich kann nicht jedem Kind meine Konzeption überstülpen.

Glauben Sie, Ihre Haltung auf einen einzigen Satz verdichten zu können?

Ja, es ist ein Plädoyer für die freie Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern – miteinander über konzeptionelle Grenzen hinweg und unter intensiver Einbeziehung der Eltern. 
 
Frau Lübke, herzlichen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe und die Unterstützung von Träger, Leitungskräften und Kollegen. 
Bild: Cornelia Lübke (r.) im Gespräch mit Sebastian Lazay

„Meine Arbeit hat jetzt eine neue Qualität“

Extra Team Kita - Isa Timmermann

Sie ist Erzieherin und gehört zu den erfahrensten Kolleginnen unseres Teams am Standort Hamburg. Mehr als 30 Jahre war Isa Timmermann als Mitarbeiterin und Einrichtungsleitung in Kitas tätig. Heute genießt sie im Extra Team Kita ihre neue berufliche Selbstbestimmung.

„Meine Arbeit hat jetzt eine neue Qualität“, erklärt sie im Gespräch mit Tessa Dittmer, denn viel stärker als in ihren früheren Funktionen kann sie bei Extra selbst entscheiden, wo, wann und wieviel sie arbeiten möchte. Auch die Abwechslung, das Herumkommen in verschiedenen Einrichtungen, empfindet sie als Bereicherung. Doch ganz gleich, in welcher Einrichtung man Isa Timmermann gerade trifft: am wichtigsten ist und bleibt es ihr, sich für eine freie Entwicklung der Kinder einsetzen zu können.

Tessa Dittmer: Frau Timmermann, als Sie Anfang der 1980er Jahre als frisch ausgebildete Erzieherin ins Berufsleben starten wollten, sah der Arbeitsmarkt noch anders aus als heute. Wie ist Ihr Einstieg damals geglückt?

Isa Timmermann: Einen Job zu finden, war damals wirklich nicht selbstverständlich. Eigentlich habe ich als Tagesmutter angefangen. Das war alles etwas improvisiert. Einige Eltern schlossen sich zusammen und mieteten eine Wohnung an, um dort ihre Kinder gemeinsam betreuen zu lassen. Diese Betreuung habe ich dann übernommen. Daraus wurde ganz schnell eine richtige kleine Kita. Ein wohlhabender Vater unterstützte uns, sowohl finanziell als auch bei der Verwaltung. So hatten wir keine Geldsorgen und mussten uns kaum um Bürokratie kümmern.

Wir konnten Ausflüge mit den Kindern machen, ja sogar reisen. Das war paradiesisch, aber eben nicht auf Dauer angelegt. Deshalb wechselte ich danach zu einer Krippe, die als Elterninitiative geführt wurde. Und da gehörte dann zum Beispiel auch die Buchhaltung dazu, die wir nach Feierabend in den Gruppenräumen machten.

Ihr nächster Schritt brachte dann noch mehr Verantwortung mit sich.

Ich wollte damals schon länger gerne mal aus der Krippe raus und bekam die Chance, zusammen mit einer griechischen Kollegin eine Kita aufzubauen und schließlich über 15 Jahr lang gemeinsam zu leiten. Das war eine interessante und erfüllende Zeit. Unsere Einrichtung stand unter der Trägerschaft einer Erzieherinitiative. Wir teilten uns die Arbeit gut auf. Inhaltlich lag der Schwerpunkt im Elementarbereich, Nachmittags betreuten wir zeitweise auch Schulkinder.

Allerdings änderte sich vieles über die Jahre. So waren die Einführung der Kita-Card vor rund 12 Jahren und von Qualitätsstandards entscheidende Punkte. Mir schien das damals so, als ob das Drumherum plötzlich viel zu viel Raum einnahm. Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder nicht mehr an erster Stelle stehen, obwohl natürlich genau das behauptet wurde. Das widersprach meinem Verständnis von der Arbeit. Ich bin aus diesen Gründen dann erst einmal ausgestiegen und überlegte zwischendrin auch einmal, in der Betreuung von Senioren tätig zu werden. Aber dann wurde mir das Extra Team Kita empfohlen.

Sie sind ja nun auch schon eine ganze Weile bei uns. Wie unterscheidet sich Ihre heutige berufliche Tätigkeit von Ihrem früheren Arbeitsalltag?

Mir gefällt es heute, nicht mehr die Verantwortung für eine ganze Kita tragen zu müssen. Außerdem bin ich weniger verpflichtet, Berichte zu schreiben oder Fördermittel zu beantragen. Diese ganze Arbeit mit Formularen und Stempeln muss mich nicht mehr sorgen. So kann ich mich auf meine eigentliche Aufgabe, auf die Förderung der Kinder, konzentrieren. Dass ich daneben noch viel herumkomme und damit sehr viele Einrichtungen und verschiedene Denkweisen kennenlerne, liegt mir. Ich fühle mich wohl. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mit etwas mehr Abstand auf die jeweilige Situation in der Kita schaue. Auf jeden Fall habe ich nicht mehr dieses belastende Gefühl wie früher, dass ich sehr viel der Verantwortung übernehmen muss, die eigentlich bei den Eltern liegt. Für mich persönlich heißt das, mehr Lebenszeit zu haben.

Ist es nicht auch schwierig, zu Kindern einen Kontakt aufzubauen, wenn man regelmäßig in anderen Einrichtungen ist?

Zunächst einmal bin ich ja nicht immer ganz neu. Ich bin schon immer wieder in den gleichen Einrichtungen. Wenn ich aber wirklich in eine für mich ganz neue Einrichtung komme, bin ich eher zurückhaltend. Die Kinder kommen dann immer schnell selbst auf mich zu. Da gelingt es rasch, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen.

Diese Zurückhaltung ist aber keine Passivität?

Nein, im Gegenteil. Sich zurückzunehmen ist die Grundlage dafür, die Bedürfnisse der Kinder erkennen zu können. Wissen Sie, sinnliche Erfahrungen sind eben wichtig. Wir sind immer so verkopft. Man sollte mit den Kindern gemeinsam den Lebensalltag gestalten. Als Erzieher dürfen wir nicht in Schubladen denken, sondern schauen, was das einzelne Kind braucht.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Kürzlich hat sich ein Anderthalbjähriger in einer Einrichtung einen Weidenkorb geschnappt und sich hineingesetzt. Er war richtig stolz darauf. Eine Erzieherin nahm ihm den Korb dann aber weg und erklärte ihm, dass andere Dinge in den Korb gehören. Das war keine gute Reaktion. Oder noch ein Beispiel: ‚Drück nicht den Lichtschalter‘ ist ein falsches Verbot. Kinder müssen auch das ausprobieren können, selbst wenn sie hundertmal hintereinander das Licht an und ausknipsen.

Solche Situationen gibt es viele in der Kita. Wie gelingt es auch in turbulenten Phasen angemessen zu reagieren?

Mir fällt es inzwischen leicht, diese Situationen zu erkennen. Und ich glaube, dass ich selbst heute mehr Achtung vor den Kindern habe als früher. Weniger erfahrenen Kolleginnen würde ich empfehlen, zu versuchen, die Kinder in ihren Freiräumen zu unterstützen und ihnen die Möglichkeiten zu schaffen, die sie brauchen. Kinder sind heute oft so traurig. Ich glaube, das liegt daran, dass sie zu oft wie kleine Erwachsene behandelt werden. Das heißt aber nicht, dass es keine Grenzen gibt.

Gibt es heute ausreichend Berufserfahrung in den Kitas?

Die Arbeitsbedingungen in Kitas sind ja oft nicht optimal. Immer wieder fehlt es an recht einfachen Dingen, wie zum Beispiel einem Pausenraum. Deshalb herrscht regelmäßig Unzufriedenheit unter den Erziehern, die zu Konflikten führt. Manchmal dauert es Jahre, bis ein Team zusammenfindet. Supervision kann da übrigens eine Hilfe sein.

Es geht also um mehr als die Berufserfahrung. Wenn die Beschäftigten um ihre Arbeitsbedingungen ringen, dann geht das auf Kosten der Kinder.

Aber natürlich sind Erfahrung und Ausbildung wichtig. Ich habe dieses Jahr im Sommer die Situation miterlebt, als eine Praktikantin im Sandkasten ein Kind spielerisch ganz leicht in den Sand einbuddelte. Natürlich war das nicht böse gemeint, aber das Kind fing plötzlich bitterlich an zu weinen. Ich habe dann schnell darauf hingewirkt, die Situation zu beenden. Das Beispiel hat mir wieder einmal bewußt gemacht, welche Situationen entstehen können, wenn zu wenige erfahrene Beschäftigte in einer Einrichtung zur Verfügung stehen.

Was wünschen Sie sich für den Kita-Alltag?

Wir brauchen in Kitas genügend Personal, aber auch das Selbstverständnis der Erzieher, dass wir die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen.

Dazu gehört ein Umfeld, das Kreativität fördert. Steine, Bilder, Decken, Tücher, Sand und
Wasser statt perfektem Spielzeug! Spielsachen sollten möglichst offen verfügbar sein. Die Perfektion im Aufräumen ist aus pädagogischer Sicht nicht optimal. Die Kinder haben ein eigenes Verständnis von Ordnung.

Vielen Dank für das Gespräch Frau Timmermann.

Bild: Tessa Dittmer (l.) im Gespräch mit Isa Timmermann

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