Conny reloaded

Vor drei Jahren haben sich Cornelia Lübke und Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay schon einmal unterhalten. Conny stand kurz vor ihrem Wechsel in ihre damalige Traumeinrichtung. Nun ist sie wieder ins Extra Team Kita zurückgekehrt. 

Wie es dazu kam und was über sie über das berufliche Umfeld von Erzieherinnen und Erziehern denkt, darüber unterhielten sich beide nun noch einmal – diesmal zu dritt mit Extra-Regionalleiterin Franziska John.

Oft werden wir im Extra Team Kita nach Benefits für unsere Beschäftigten gefragt. Gerade neue Kolleg:innen und solche die es werden wollen, sind da natürlich interessiert. Die richtige Antwort darauf zu geben, ist gar nicht so einfach.

Sebastian Lazay: Schön, dass Du wieder bei uns bist, Conny! Das freut mich sehr. Ich habe mir noch einmal unser Gespräch vor drei Jahren angesehen. Da ist es Dir ersichtlich schwergefallen, uns zu verlassen. 

Cornelia Lübke: Das war wirklich eine schwere Entscheidung, weil ich bei Extra ja ganz viele Vorteile hatte. Aber es zog mich eben in meine Traumeinrichtung. Mit einer erfahrenen Leitung, einem tollen Konzept, einem engagierten Träger, auch baulich war das eine sehr schöne Kita. Das war auch eine wirklich tolle Zeit. Nach zwei Jahren ging die Leitung dann aber in den Ruhestand und das brachte dann viele personelle Wechsel mit sich. Der Träger hat zwar versucht, das alles in den Griff zu bekommen, aber für uns Kollegen war das eine große Belastung. Es hatte nichts mit den Kindern oder den Eltern zu tun – aber besonders ein Kollege und ich litten unter persönlichen und fachlichen Differenzen im Team.

Franziska John: Da hast Du etwas erlebt, was gar nicht so selten ist. Richtig gute Teams können schnell unter Druck geraten. Das ist für Träger oft eine große Herausforderung. Wir sehen das ja meistens von der anderen Seite, weil wir mit pädagogischen Fachkräften oder Leitungskräften Einrichtungen und Träger auch in solchen Fällen unterstützen.

Manchmal hilft es wahrscheinlich nur, ein Team komplett neu aufzubauen. So eine Art Neustart also. Wir haben die Bemühungen des Trägers schon gesehen. Nur ich selbst war mit meiner Kraft am Ende und meinen Kollegen sah ich auf einen Burnout zusteuern. Dabei ist er so ein totaler Sympathieträger, liebenswürdig und emphatisch. Er konnte sich nur immer weniger auf die eigentliche Arbeit mit den Kindern konzentrieren. Am Ende haben wir beide entschieden, die Einrichtung zu verlassen.

Franziska John: Du hast ja eine Menge Berufserfahrung und eben auch selbst herausfordernde Situationen erlebt. Was kann einen Träger oder eine Einrichtung Deiner Meinung nach tun, um für die Kolleginnen und Kollegen ein gutes berufliches Umfeld zu organisieren?

Ich würde das erst einmal mit Begriffen wie Professionalität und Offenheit umschreiben. Es gibt immer wieder Einrichtungen, in denen bei diesen Punkten noch Luft nach oben ist. Ich denke da beispielsweise an eine ganz tolle Kita in einem dörflichen Umfeld, in der die Kinder wunderbar in der Natur spielen können, den ganzen Tag barfuß laufen und in einem sicheren Umfeld mit und im Wasser spielen können. Ein Paradies, in dem sich auch die Kollegen wohlfühlen. Wenn Du dann aber feststellst, dass sich noch nie jemand um Hygiene- und -Sicherheitsregeln Gedanken gemacht hat, merkst Du, was ich mit Professionalität meine. Das muss heutzutage einfach organisiert sein. Und mit Offenheit meine ich Mentalitätsfragen.

Sebastian Lazay: Dabei denkst Du an konfessionell gebundene Einrichtungen?

Auch. Wenn Träger oder Einrichtungen sehr stark zum Beispiel ihre religiöse Orientierung zum Ausdruck bringen oder einem sehr speziellen Konzept folgen, dann kann das schon schwierig werden, hier Fachkräfte zu finden, die dort glücklich sind. Für manche Kolleginnen und Kollegen ist das vermutlich genau richtig. Ich ganz persönlich bin ja eher ein offener Typ und habe schon erlebt, etwas wie ein Exot behandelt zu werden – und dann fühlt man sich rasch unwohl. Ich weiß, dass ich da nicht alleine bin. In den Kontext gehört für meine Begriffe auch noch das Stichwort Empathie. Ich erinnere mich an eine Kollegin von uns, die mal zu mir sagte, sie habe in zehn Minuten Kennenlerngespräch bei Extra mehr Wertschätzung erhalten, als in den Jahren davor in ihrem Beruf. Das hat jetzt natürlich nichts mit religiösen oder weltanschaulichen Fragen zu tun, aber eben auch mit einer zugewandten Haltung gegenüber den Beschäftigten.

Sebastian Lazay: Die Trägerlandschaft ist ja sehr unterschiedlich. Wir kennen natürlich die vielen verschiedenen Ansätze. Ich glaube ja, dass es für uns als pädagogischen Personaldienstleister die entscheidende Frage ist, die Menschen optimal zusammenzubringen. Wir möchten Konzepte oder Haltungen nicht bewerten, sondern dafür sorgen, dass die Menschen sich an ihren Arbeitsplätzen wohlfühlen. Wenn eine katholische Kollegin nur in einer katholischen Einrichtung arbeiten möchte, dann werden wir das meistens erfüllen können. Für unser eigenes Team schreiben wir aber Diversität groß und sind da übrigens auch recht stolz drauf. 

Das ist ein interessanter Aspekt. Mir fällt das immer wieder auf: Wenn Du als Kollege vom Extra Team Kita in einer Einrichtung bist, dann sind Fragen der Akzeptanz von Diversity oder eigene Religionszugehörigkeiten nicht ganz so wichtig. Denn beide Seiten wissen: Du wirst wieder gehen. Und bei Extra geht der Diversity-Ansatz eben auf den Wunsch der Kollegen nach Selbstbestimmung ein. Da reden wir jetzt schon über Unterschiede, die weit mehr sind als die Unterscheidung zwischen einem dauerhaften und einem immer wieder wechselnden Arbeitsplatz.

Franziska John: In der Tätigkeit bei uns siehst Du also weniger die wechselnden Dienste als prägend an, die ja auf den ersten Blick der entscheidende Unterschied zu einem herkömmlichen Arbeitsverhältnis sind, sondern das Eingehen auf die Individualität des Einzelnen?

Weißt Du, genau wie Du für Deinen Job brennst, hat jeder, der einmal Erzieher gelernt hat, eine hohe Empathie und den Wunsch, Kinder zu begleiten. Dafür brauche ich Zeit. Die habe ich im Extra Team Kita auch, weil ich nur dafür in die Einrichtung gehe. Deshalb komme ich Abends auch nach Hause und bin erfüllt. Wenn ich direkt in einer Einrichtung arbeite, kann ich zwar auch Wünsche äußern, aber sie eben nicht durchsetzen. Bei Extra werde ich dabei unterstützt. Man kann mich trotzdem fragen, ob ich dies oder jenes tue und meistens sage ich auch ja – aber dann war es eben meine eigene Entscheidung. Das fühlt sich anders an. Der andere Punkt ist, dass ich bei Extra noch nie erlebt habe, dass eine muslimische Kollegin Probleme mit dem Tragen ihres Kopftuches hatte oder eine Kollegin Schwierigkeiten bekam, weil sie eine kleine Rose und ein kleines Herz als Tattoos am Oberarm hat. Das sind im Alltag praktische Fragen im Ausdruck der eigenen Individualität.

Sebastian Lazay: Wenn ich Dir zuhöre, glaube ich, dass es neben der Individualität auch die persönliche Autonomie ein ganz wichtiger Faktor für Deine eigene Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist. Und das meine ich jetzt unabhängig davon, ob Du in einem Arbeitsverhältnis mit uns oder einem Träger stehst. 

Das ist sicher so. Dabei geht es mir aber nicht darum, alles bestimmen zu wollen. Ich möchte nur auch als Mensch gesehen werden. Dass du dich in einer Einrichtung auch etwas unterordnen musst, wenn Du da neu hinkommst, halte ich für normal. Das stört mich nicht. Im Gegenteil: ich frage danach, bestehenden Prozessen und klinke mich in das Team ein. Ich würde sogar sagen, dass Du Dich bei unserer Form der Arbeit von einer gewissen Macht verabschieden musst. Es sind eben nicht meine Kinder. Du darfst nicht alles festhalten. Aber das ist ja gleichzeitig auch die wunderbare Chance, sich immer wieder auf Neues einzulassen. 

Franziska John: Wir sprechen da manchmal von einer Art „Nestbau“, wenn sich Kolleginnen in einer Einrichtung eben nicht dieser freien Einstellung hingeben, wie Du sie gerade beschrieben hast. Das kann bei uns auch schon mal herausfordernd sein. Zum Beispiel, wenn neue Kollegen in einen sehr lange dauernden ersten Dienst gehen. Denn dann erfahren sie das Prinzip der wechselnden Einrichtungen nicht richtig. 

Ich habe das bei Kollegen auch schon erlebt, dass sie eine Einrichtung gar nicht mehr verlassen wollen. Dabei fällt mir immer auf, dass wir Erwachsenen viel mehr einen solchen Trennungsschmerz empfinden als die Kinder. Wir neigen manchmal auch, als Erzieher dazu zudenken, dass die Kinder nicht ohne uns können. Aber das bilden wir uns ein. Man erkennt das leicht, weil ein Kind der eigenen Gruppe in einem anderen Umfeld – zum Beispiel, wenn man sich im Supermarkt trifft – oft nicht erkennen. Diese Verbindung von uns als Erziehern mit dem baulichen Umfeld der Kita ist übrigens manchmal auch ganz lustig. Ich wurde auch schon gefragt, wo ich Nachts in der Kita schlafe.

Sebastian Lazay: Das erinnert mich an andere eine Frage eines Kindes, die Du mir einmal erzählt hast. Da fragte ein Kind seine Mutter: „Was arbeitet meine Erzieherin denn?“ Auch ein schönes Zitat. Wir danken Dir herzlich für Deine Zeit und Deine Einblicke. Auf gute Zusammenarbeit und bis bald!

Mehr dazu, wie unsere Kolleg:innen die Arbeitsbedingungen im Extra Team Kita wirklich selbst erleben, ist Bewertungen über uns im Web zu entnehmen, zum Beispiel auf www.indeed.de oder www.kununu.de.

Video: Geschäftsführer Sebastian Lazay.

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Anfangs verständigen wir uns mit Gesten und Mimik

Die pädagogischen Aufgaben unserer Kolleginnen und Kollegen im Extra Team Kita können weit über die Begleitung und Förderung von Kindern in Regeleinrichtungen hinausgehen. Über ihre eigenen Erfahrungen in einem ganz besonderen Umfeld hat unsere Kollegin Michelle Leitenberger mit Franziska John und Imke Schäfer aus unserem Büro in Dresden gesprochen.

Imke Schäfer: Frau Leitenberger, Sie haben im August beim Extra Team Kita angefangen. Wie sind Sie eigentlich auf uns aufmerksam geworden? 

Michelle Leitenberger: Zum ersten Mal habe ich während der Ausbildung an meiner Schule vom Extra Team Kita erfahren. Da wegen Corona meine Praxiszeiten verkürzt wurden, fand ich die Idee, im Rahmen der Beschäftigung bei Extra in relativ kurzer Zeit Praxiserfahrung bei verschiedenen Trägern sammeln zu können, sehr spannend. Außerdem kam mir das Arbeitszeitmodell mit der relativ hohen Flexibilität entgegen.

Imke Schäfer: Ihr erster Dienst begann in einer normalen Kita, die von einem sehr großen Träger betrieben wird. Nach zwei Monaten sind Sie dann in eine Inobhutnahme-Einrichtung in Dresden gewechselt. Wie haben Sie den Wechsel empfunden?

Erst war ich ein wenig traurig, weil ich mich echt gut eingearbeitet hatte und mir auch eigene Verantwortungsbereiche übertragen wurden, die ich auch gerne weitergeführt hätte. Schließlich habe ich dort einige sehr schöne Momente erlebt. Zum Beispiel gab es dort zwei ziemlich aufgedrehte Jungs. Die waren immer so aufgeregt, dass sie nicht dazu gebracht werden konnten, Mittagsschlaf zu halten. Ich habe es dann hinbekommen mit meiner ruhigen Art beide Kinder zu beruhigen, so dass sie gut schlafen konnten. Solche Momente bleiben einfach in guter Erinnerung.

Auf der anderen Seite wollte ich nach meinem ersten Dienst ja aber bewusst neue Erfahrungen sammeln. Und die Möglichkeit in einer Inobhutnahme zu arbeiten war auf jeden Fall eine spannende und besondere Gelegenheit.

Franziska John: Was ist Ihnen denn als Erstes durch den Kopf gegangen, als wir den neuen Dienst mit Ihnen besprachen?

Als erstes sind mir jede Menge Vorurteile in den Kopf geschossen. Bei Inobhutnahmen handelt es sich ja um Aufnahmeeinrichtungen für unbegleitete Flüchtlingskinder. In der Regel kommen diese Kinder aus dem arabischen Raum. Mir hat es geholfen mir bewusst zu machen, dass ich Vorurteile habe. Gerade dadurch konnte ich dann mit den Kindern verhältnismäßig offen und unbefangen umgehen. Tatsächlich wohnen in der Einrichtung ausschließlich Jungs, weil sich Mädchen wohl eher nicht unbegleitet auf die Flucht begeben. Und anders als ich es erwartet hatte, waren die Kinder sehr offen und mir gegenüber auch äußerst respektvoll, wie überhaupt auch gegenüber anderen Menschen, sowohl Frauen als auch Männern. Und man muss ja auch immer bedenken, dass die Kinder auf dem Weg zu uns sicherlich nicht nur angenehme Erfahrungen gemacht haben.

Franziska John: Dass diese Jungs, die ja noch Kinder sind, unbegleitet, also alleine, nach Deutschland geflohen sind, hat doch sicherlich auch Spuren hinterlassen?

Klar. Die Geschichten, die die Kinder erzählen, sind schon ziemlich heftig. Die meisten sind vor dem Krieg geflüchtet. Ein afghanischer Junge hat mir erzählt, dass sein Großvater in der Armee gegen die Taliban gekämpft hat. Und weil seine Familie jetzt bedroht war, hat er sich auf den Weg nach Europa gemacht.

Imke Schäfer: Erzählen die Kinder denn auch, was sie auf der Flucht erlebt haben?

Die Kinder erzählen eher sporadisch über ihre Erlebnisse. Meistens haben sie während ihrer Flucht ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. Sie erzählen von allgemein schlechter Behandlung durch Menschen, denen sie während der Flucht begegnet sind, bis dazu, dass sie regelmäßig verprügelt worden sind.

Ein syrischer Junge hat mir zum Beispiel erzählt, dass er vor dem Krieg zu Hause durch die Türkei fliehen musste. In der Türkei wurde er dann attackiert und mit einem Messer in den Rücken gestochen.

Imke Schäfer: Wie gehen Sie damit um, dass Ihnen die Kinder solche Erlebnisse berichten?

Das ist schon ziemlich hart für mich, solche Geschichten zu hören. Ich bin ziemlich empathisch und empfinde mit den Kindern, wenn ich solche Dinge hören muss. Ich konzentriere mich dann darauf, die Kinder möglichst gut zu betreuen und ihnen ein Stück Halt zu geben.

Franziska John: Wie können wir uns die Grundstruktur in so einer Inobhutnahme vorstellen?

In der Einrichtung werden zwischen zehn und zwölf Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren betreut. Aktuell kommen die Jugendlichen aus Syrien und Afghanistan. Wir sind insgesamt zehn Pädagogen, die sich die Schichten teilen.

Franziska John: Sie selber müssen dort ja auch im Schichtbetrieb arbeiten – wie kommen Sie denn damit zurecht?

Wir haben es uns so eingeteilt, dass nachts jeweils eine Betreuerin vor Ort ist. Vormittags sind wir dann meistens zu zweit und nachmittags übernimmt dann eine einzelne Kollegin. Und selbstverständlich betreuen wir die Jugendlichen auch am Wochenende. Aktuell komme ich mit dem Schichtbetrieb gut zurecht und freue mich vor allem über die Erfahrung, die ich gerade sammeln kann.

Imke Schäfer: Ich denke, dass die Jugendlichen eher kein Deutsch sprechen, oder? Wie verständigen Sie sich eigentlich?

Die Jugendlichen sprechen natürlich kein Deutsch, leider aber auch kein Englisch. Anfangs verständigen wir uns mit Gesten und Mimik, was erstaunlich gut funktioniert. Mittlerweile sprechen die Jugendlichen aber auch ein bisschen Deutsch. Das ist übrigens auch eine für mich neue Aufgabe, die Jugendlichen in Deutsch zu unterrichten. Zwar muss ich da manchmal ziemlich improvisieren, aber es macht auch großen Spaß.

Imke Schäfer: Wie lange bleiben denn die Jugendlichen in der Inobhutnahme?

Die meisten bleiben gar nicht so lange. Meistens nicht länger als zwei bis drei Wochen. Lediglich zwei Kinder sind fast drei Monate geblieben. Während ihrer Zeit in der Inobhutnahme haben die Kinder ab und zu telefonischen Kontakt zu ihren Eltern, ansonsten aber sind wir ihre einzigen Bezugspersonen.

Franziska John: Wir hatten ja schon früher einmal davon gesprochen, dass Sie in der Ausbildung eigentlich auf solche besonders herausfordernden Dienste wenig vorbereitet wurden. Auf der anderen Seite haben wir Ihre Praxiserfahrung in einer Vater-Mutter-Kind Wohngruppe für Drogen- und Alkoholabhängige gesehen. Auch das war sicher nicht mit der Arbeit in einer Regeleinrichtung vergleichbar. Konnten Sie Parallelen in Ihrer Arbeit erkennen?

In beiden Einrichtungen habe ich mit Kindern gearbeitet, die tragische Schicksale ertragen mussten. Da in der Vater-Mutter-Kind Wohngruppe auch die Eltern dabei waren, konnte ich mit den Kindern leider nicht so direkt arbeiten wie ich es mir gewünscht hätte. Die Eltern sind halt doch die wichtigste Bezugsperson und es ist dann nicht wirklich leicht, neue positive Erlebnisse zu kreieren, die auch dauerhaft positiv wirken.

Rein von der Arbeit her gefällt mir der Dienst in der Inobhutnahme besser, da ich hier viel offener arbeiten kann. Zwar gehört auch die Arbeit mit Ämtern zu meinen Aufgaben, dennoch habe ich viel mehr Möglichkeiten, pädagogisch zu arbeiten. Ich nutze dabei übrigens stark den gemeinsamen Sport mit den Kindern, vor allem Fußball und Volleyball. Das hilft, eine Beziehungsebene aufzubauen und Sprachprobleme zu überwinden. Die Kinder haben mir Billard beigebracht und ich konnte ihnen UNO beibringen.

Imke Schäfer: Könnten Sie sich denn vorstellen, langfristig in diesem Bereich zu arbeiten?

Grundsätzlich ja, das ist schon wirklich eine erfüllende Aufgabe. Ich empfinde allerdings die Schichtarbeit als ziemlich große Belastung.

Franziska John: Vielen Dank Frau Leitenberger! Sie leisten eine wichtige Arbeit. Wir danken Ihnen sehr für Ihren Einsatz und für das offene Gespräch.

Bild: Michelle Leitenberger (rechts) mit Franziska John (links) und Imke Schäfer (Mitte) im Dresdner Extra-Büro.

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Trotz Corona: Zurück zum Kita-Regelbetrieb

Bis Mitte März 2020 lief der Betrieb in deutschen Kitas ganz normal. Doch dann kam der plötzliche Lockdown. Die Schließung der Einrichtungen zeichnete sich am 12. März ab und wurde danach innerhalb weniger Tage bundesweit vollzogen. Schutzschirme folgten, aber auch viele offene Fragen und natürlich die Unsicherheit, was denn nun werden sollte.

Vier Monate später trafen sich Inke Bestmann (Sozialpädagogische Assistentin) und Barbara Krunic (Niederlassungsleiterin) aus dem Hamburger Extra Team Kita zu einem Gespräch über Corona in Kitas, eigene Sorgen und Hoffnungen von Beschäftigten und den Weg zurück in eine neue Arbeitswelt – trotz und mit dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Barbara Krunic: Frau Bestmann, im März wurden wir alle von der plötzlichen Kita-Schließung in Folge der Corona-Pandemie überrascht. Wie haben Sie diese Tage erlebt? 

Inke Bestmann: Bis kurz vor Schließung der Kitas schien das Virus noch ganz weit weg zu sein. Meine Arbeit aber auch meine Freizeit, wie zum Beispiel die Proben im Chor, liefen ganz normal. Und dann ganz plötzlich kamen die Nachrichten der Kita-Schließungen. Ich konnte erst gar nicht einordnen, was hier passierte. Ich dachte, ich spiele in einem Katastrophenfilm mit. Die schrecklichen Bilder aus Italien gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Alles war irgendwie gedämpft. Dazu kam dann ganz schnell die Erfahrung menschenleerer Straßen. Und mit der Maskenpflicht wurde die Situation noch intensiver sichtbar. 

Neben der reinen Frage, wie mit der neuen Lage umzugehen ist, kam natürlich auch echte Existenzangst auf. Was heißt eigentlich Kurzarbeit? Ich habe eine Freundin, die Mentaltrainerin ist. Sie hat mir sehr geholfen. Das ist übrigens der gleiche Mensch, der mir vor einigen Jahren geraten hat, bei Extra anzufangen – aber das ist eine andere Geschichte. Gut tat auf jeden Fall der Kontakt innerhalb unseres Teams, auch wenn er meist nur noch telefonisch stattfinden konnte. Ein wirklich schönes Erlebnis war die erste Online-Fortbildung der Extra Akademie. Da haben wir alle gesehen, dass es weitergeht – zwar neu und anders als gewohnt, aber eben weiter.

Hatten Sie trotz der Kontaktsperren die Möglichkeit, sich weiterhin mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen?  

In einigen Fällen ging das schon. Manche waren gerade in der ersten Zeit nach der Schließung traurig und wollten sich an einem Austausch oder auch an den Schulungen gar nicht beteiligen. Da habe ich dann auch versucht, eine positive Haltung zu vermitteln.  

Ist Ihnen das gelungen? 

Ich glaube schon. Wichtig war eben für uns alle, dem Tag weiterhin Struktur zu geben und die eigenen Sorgen zu verarbeiten. Anfangs wurde das von Woche zu Woche eher schwieriger. Wie sollte es wirtschaftlich für mich und Extra weitergehen? Natürlich fragt man sich, wie lange alle so eine Situation durchhalten können. Manchmal war ich abends ganz erschlagen und todmüde. Das geht ja auch heute noch Anderen so. Ich habe eine Freundin, die Stewardess ist. Ihr fehlen im Moment jegliche Perspektiven. Bei Extra half es allen, dass regelmäßig Informationen kamen. Ich habe da auch immer geantwortet und selbst Kontakt gehalten. So habe ich mich gut aufgehoben gefühlt.  

Einige unserer Kolleginnen und Kollegen sind auch heute immer noch in Kurzarbeit. Sie selbst konnten relativ schnell wieder den ersten Dienst übernehmen. Wie haben Sie den sogenannten Kita-Notbetrieb erlebt? 

Daran kann ich mich sehr genau erinnern, denn es ging für mich einen Tag vor meinem Geburtstag am 15. Mai wieder los. Die Einrichtung war noch im Notbetrieb. Das war schon eine sehr besondere Erfahrung, in der Zeit des strengsten Corona-Lockdowns in einer Kita zu arbeiten! Aber der Bedarf war einfach da und für die wenigen Kinder war das auch eine schwere Situation. Wir mussten kreativ werden, um den Kindern altersgerecht zu vermitteln, wie schell sich das unsichtbare Virus ausbreiten kann. Geschafft haben wir das mit Glitzer. Damit haben wir uns die Hände eingerieben und mit den Kindern beobachtet, wie sich der Glitzer auf uns selbst und im ganzen Raum verteilte. Übrigens war das auch für uns als Pädagoginnen eine interessante Erfahrung, zu sehen, wie schnell Viren und Bakterien in einem Raum plötzlich überall sind.  

Manchmal hatten wir in einer Gruppe nur zwei Kinder und die konnten das teilweise richtig genießen. Schließlich hatten sie jetzt die volle Aufmerksamkeit und brauchten einmal nicht zu teilen. Dann war es aber manchmal auch besonders schwer – besonders, wenn es Kinder nicht verstehen konnten, über Gruppengrenzen hinaus nicht zusammen spielen zu dürfen. Diese Regeln zu verstehen war besonders am Anfang für die Kinder schwer verständlich. Und offen gesagt, war es das für uns ja auch. 

Aus dem Notbetrieb ging es schrittweise zurück in eine neue Normalität. Was bedeutet das jetzt für den Kita-Alltag? 

Anfang Juni kam in Hamburg der erste spürbare Öffnungsschritt zu einem eingeschränkten Regelbetrieb. Für uns hieß das, mit einer Gruppengröße von 13 oder 14 Kindern pro Gruppe zu arbeiten. Wir haben durch späteres Kommen und früheres Gehen versucht, die Gruppengröße in Grenzen zu halten. Erst seit Mitte Juni sind wir wieder bei 20 Kindern pro Gruppe. Alle dürfen kommen – aber natürlich unter Auflagen.  Die Kinder dürfen weiterhin nur in ihrer Gruppe bleiben und das wird wohl leider noch länger so bleiben. Auch für die Eltern war das eine Umstellung. In meiner jetzigen Einrichtung müssen sie ihre Kinder vor der Tür verabschieden, denn die Garderoben sind einfach zu eng, um bei vielen Elternteilen den nötigen Abstand zu wahren. Mit den Kindern geht es erst einmal immer um das Händewaschen. Aber das nehmen sie insgesamt sehr gut an. Nur manchmal höre ich Beschwerden wie „Corona ist blöd.“ 

Na, das empfinden wir sicherlich alle gleich! Wie gehen Sie mit dem Thema Mund-Nase-Bedeckung und der Herausforderung von Mahlzeiten in der Kita um? 

Eine Mund-Nase-Bedeckung tragen wir in der Einrichtung nicht. Da bin ich auch sehr froh. Die Kinder müssen ja meine Mimik sehen. Und stellen Sie sich die Belastung vor, die entstehen würde, wenn Kinder ihre eigene Maske andauernd aufsetzen und abziehen würden. Das ist kaum vorstellbar. Mit den Mahlzeiten kommen wir recht gut klar. Die Kinder dürfen sich nur nicht mehr selbst Speisen aus den Schüsseln nehmen. Das übernehmen wir. Worauf wir auch achten ist, dass die Kindern nicht mehr ihre mitgebrachten Pausenbrote tauschen. Das sind einfach ganz konkrete Maßnahmen des Hygieneplans, den wir umsetzen. Ein weiteres Thema dabei ist auch der körperliche Kontakt. Wir haben lange diskutiert, ob oder wie der Kontakt zu Kindern oder unter den Kindern zu vermeiden oder zu reduzieren ist. Wir sind dabei allerdings nur zu dem Ergebnis gekommen, dass das einfach zu schwierig umzusetzen ist.  

Wir wissen im Moment ja alle nicht so richtig, wie es weitergeht. Welche Sicht haben Sie auf diese offene Frage? 

Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir in wirklich allen Einrichtungen hoffen, dass es keine zweite Welle gibt. Wir gehen jetzt davon aus, dass es in den Kitas normal weiterläuft. Die Erfahrung mit den Eltern ist geteilt. Manche nehmen es sehr leicht, vielleicht zu leicht. Aber es gibt auch die sehr Vorsichtigen, die Ängste haben, zum Beispiel wenn es ihnen einmal zu eng wird. Ich tue selbst das, was Viele tun. Ich informiere mich, höre zum Beispiel die Corona-Podcasts von Christian Drosten im NDR. Persönlich bin ich einfach sehr sorgfältig. Ich gehe schon wieder zum Sport und fahre Bahn, aber ich wasche mir eben sehr häufig die Hände, achte insgesamt sehr auf Hygiene und habe die Corona Warn-App installiert.

Ich glaube, wir müssen einfach alle gemeinsam daran arbeiten, mit der neuen Situation umzugehen. Einen neuen Lockdown wollen wir nicht mehr erleben, denn die gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Schäden sehen wir ja.  

Rational sehe ich das genauso, doch was macht die Situation mit Ihnen persönlich? 

Manchmal merke ich, wie stark die Frage von Corona mich doch bewegt. Das Thema ist einfach immer präsent. Sonntag war ich erstmals wieder Zumba tanzen. Da fand ich den größeren Abstand eigentlich ganz gut. So wie auch in der Bahn. Wenn die beste Freundin einen dann aber nicht mehr in den Arm nehmen darf, ist das eher schwer. Auch mit meiner Mutter geht mir das so. Sie gehört zur Risikogruppe. Eine zeitlang hatte ich sie gar nicht besuchen dürfen und es hat mir sehr gefehlt, sie nicht in die Arme nehmen zu dürfen. Das sind oder waren die schwierigen Momente. Doch so hart das alles war, umso schöner ist es ja jetzt, trotz der noch bestehenden Einschränkungen. Ich genieße es, mich wieder mit anderen Menschen treffen zu können und auf die neue Freiheit anzustoßen! 

Vielen Dank für das interessante Gespräch Frau Bestmann und alles Gute in diesen außergewöhnlichen Zeiten!  

Bild: Inka Bestmann (rechts) mit Barbara Krunic vor dem Hamburger Extra Team Kita – Büro

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[Tipp der Redaktion: Neben Inka Bestmann haben schon ganz viele Kolleginnen und Kollegen im Extra Team Kita die offizielle Corona-Warn-App auf ihrem Smartphone installiert. Mehr dazu im jeweiligen App-Store oder auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts www.rki.de. Bleiben Sie gesund!]

Hier bin ich. Was wird gebraucht?

Bild: Claudia Pohl und Sebastian Lazay in Hamburg

Wie ist das eigentlich, als Erzieherin im Extra Team Kita zu arbeiten? „Ganz unterschiedlich“, antwortet Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay auf diese oft gestellte Frage, „denn das hängt davon ab, was für ein Typ man ist.“

Ein solcher ‚echter Typ‘ ist Claudia Pohl. Die Erzieherin und leidenschaftliche Hobby-Musikerin wechselte von 18 Monaten zu Extra und traf sich kürzlich zum Feedback-Gespräch in Hamburg. Ihre Ukulele hatte sie auch dabei.

Sebastian Lazay: Frau Pohl, wir kennen uns nun schon eine Weile und ich weiss, dass Sie ganz begeistert Ihren neuen Job bei uns angefangen haben. Inzwischen ist einige Zeit vergangen und mich interessiert, wie es Ihnen bis jetzt ergangen ist.

Claudia Pohl: In den letzten anderthalb Jahren war ich in ungefähr 10 Einrichtungen. Es könnten noch mehr sein, dagegen hätte ich gar nichts. Leider muss ich aber regelmäßig erklären, dass ich sich die Einrichtungen rechtzeitig melden müssen, wenn sie mich brauchen, weil ich sonst schon anderweitig verplant bin.

Das heißt, Sie sind heiß umworben?

Na, dass die Einrichtungen mich immer wieder namentlich anfragen, ist schon ein cooles Gefühl. Ich empfinde das als sehr wertschätzend.

Haben sich damit Ihre beruflichen Erwartungen erfüllt?

Auf jeden Fall. Inzwischen ist es mehr so, dass ich erklären muss, gar nicht so lange am Stück in einer Einrichtung bleiben zu wollen, denn dann kann ich mich nicht mehr distanzieren. Und das war einer der Hauptgründe dafür, zu Extra zu kommen. Davor war ich 5 Jahre lang Nanny und wiederum davor 4 Jahre als Erzieherin in zwei Kindergärten tätig gewesen. Das bedeutete damals natürlich auch Verwaltungsarbeiten wie das Schreiben von Dienstplänen, was mir überhaupt nicht lag. Außerdem habe ich mich vielen Befindlichkeiten und Problemen im Team angenommen. Ich bin da in Baustellen reingelaufen, die nicht meine eigenen waren. Bei Extra habe ich dann gehofft, etwas mehr Distanz zu finden – eben auch einmal sagen zu können: ‚Nicht mein Zirkus – nicht meine Affen‘. Genau diese Hoffnung hat sich wirklich erfüllt. Wenn ich heute in schwierige Teams komme, kann ich mich entspannen. Es geht um die Arbeit mit den Kindern. Die Klärung der Teamkonstellation muss ich nicht übernehmen. Das ist ehrlich befreiend.

Wenn Sie größere Distanz einerseits als Vorteil empfinden, vermissen Sie dann auf der anderen Seite nicht die Einbindung in ein festes Team?

Also erstens bin ich Teil des Teams bei Extra und so durchaus nicht alleine. Auf der Einrichtungsebene ist das komplexer. Denn je länger man in einer Einrichtung ist, desto eher holt einen die Rolle des festen Teammitglieds dann eben doch wieder ein. Natürlich kann diese Teamzugehörigkeit auch mal ganz schön sein, aber so können eben auch Konflikte entstehen. Im Moment überwiegen für mich die Vorteile meiner freieren Rolle.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie einen Job bei einem Personaldienstleister angefangen haben?

Ich habe in der Familie schon auch das Vorurteil gehört, dass das nichts Richtiges für mich wäre. Inzwischen habe ich aber alle überzeugt, dass ich jetzt bei einem Unternehmen bin, dass nicht nur die Wünsche des Kunden berücksichtigt, sondern eben auch meine.

Wir geben uns Mühe, unterschiedlichen Typen ein berufliches Zuhause zu bieten…

Klar, etwas verrückt bin ich selbst – mit meinen Eigenarten. Aber haben wir die nicht alle? Ich kenne das Gefühl, in eine neue Kita zu kommen und erst einmal gebremst zu werden – aus Angst, ich würde etwas wegnehmen. In Einrichtungen, die besonders dringend jemanden brauchen, läuft das meistens besser. Denn das kann ich: ich übernehme spontan den Morgenkreis oder biete an, mit der Gruppe rauszugehen. Konkrete Vorschläge zur Unterstützung werden dann dankbar angenommen.

Wie ist das, wenn Sie in eine für Sie neue Einrichtung kommen?

Was ich immer dabei habe sind meine Ukulele, ein Teebecher und meine Regenhose. Das ist meine Grundausstattung. So bin ich sofort einsatzbereit. Und kaum da, bin ich dann wirklich ganz schnell mit den Kindern draußen und fühle mich manchmal wie Mary Poppins. Ich bin da und frage, was gewünscht ist. Los geht’s!

Bei dieser Art von Arbeit habe ich zum ersten Mal das Gefühl, so zu arbeiten, wie es zu mir passt. Die immer wieder neuen Situationen in verschiedenen Kitas liegen mir, denn ich bin ein spontaner Mensch und habe genug Ideen in meinem Schatzkästchen, um mich auf schwierige Situationen einzustellen. Ich schalte da sozusagen auf ‚Autopilot‘. Durch meine Berufserfahrung fällt mir es recht leicht, mich an die jeweiligen Anforderungen anzupassen. Zur Not bin ich auch in der Lage, Führung zu übernehmen, aber diese ‚Boss-Hosen‘ ziehe ich nur an, wenn es das Kind oder die Situation erfordern.

Sie haben ja schon die Abwechslung oder Freiheit in Ihrem Job betont. Fällt es Ihnen nicht manchmal auch schwer, eine Einrichtung verlassen zu müssen?

Am letzten Tag in einer Kita bin ich in der Regel fürchterlich traurig und es ist wirklich schwer, sich zu verabschieden. Doch am nächsten Montag in einer neuen Einrichtung nehme ich mich dort sofort den Kindern so an, als würde ich dauerhaft bleiben. Insofern fällt mir der Wechsel dann doch leicht. Von der ersten Minute an sind das ‚meine Kinder‘. Ich behandle sie auch so, als würde ich sie schon seit ein, zwei Jahren kennen. Da ist mein Herz groß genug! Und meistens dauert es kaum einen halben Tag bis die Kinder an mir, diesem für sie neuen und bunten Vogel, geradezu kleben.

Wenn wir noch einmal an das Zusammenspiel zwischen Ihnen und den Stammbeschäftigten in den Kitas denken: wie läuft das in der Praxis?

Wenn eine Einrichtung entscheidet, ein offene Stelle vorübergehend mit mir oder einer meiner Kolleginnen zu besetzen, dann ist das deren Entscheidung. Ich gehe nicht auf Distanz zu den Kindern, nur weil ich vorübergehend da bin. Im Gegenteil: ich ergänze immer die Arbeit der Stammerzieher. Damit unterstütze ich mit meiner Arbeit auch, dass Kinder und Bezugserzieher die nötige Zeit zusammen haben. Manchmal springe ich aber auch genau deshalb ein, um eine Kollegin vor Ort zu entlasten, der ihr Job gerade etwas zu viel wird. Da halte ich ihr dann den Rücken frei. Die Zusammenarbeit ist also situativ unterschiedlich.

In der Beschreibung Ihrer Grundausstattung haben Sie Ihre Ukulele erwähnt. Was hat es damit auf sich?

Also eigentlich bin ich ja Musikerin. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich nur 20 Stunden in der Kita arbeiten und ansonsten ausschließlich Musik machen. In der Erzieherausbildung habe ich Gitarre gelernt, dann aber in der Praxis gemerkt, dass meine kleine Ukulele viel handlicher für den Alltag ist. Im Morgenkreis und manchmal auch Nachmittags nutze ich sie für Singspiele oder Quatsch-Lieder. Das ist toll! Die Kinder schlagen da mit Bauklötzen im Takt. Die Ukulele wirkt in der Kita wie ein Magnet. Ich muss nur das Instrument herausholen und schon setzen sich alle Kindern im Kreis vor mich.

In meiner Freizeit mache ich unter anderem Countrymusik, schreibe aber auch eigene Sachen – egal ob Ballade, Blues oder Satire. Das ist mein Herzblut. Übrigens ist genau das auch etwas besonders Schönes bei meiner heutigen Arbeit. Ich kann die Leidenschaft für die Musik mit meinem Job vereinbaren. Wenn mein Hobby mal etwas mehr Zeit erfordert, dann kann ich das umsetzen, weil mir Extra diesen Freiraum ermöglicht. Auch dass ich meinen Urlaub sammeln kann und über das Zeitkonto Auszeiten möglich werden – das alles passt in mein Lebensmodell perfekt rein. So wie ich die Kolleginnen in den Einrichtungen unterstütze, habe ich hier eben selbst ein Team, das mir mal den Rücken freihält, wenn ich diese Unterstützung brauche.

Vielen Dank für Ihre Eindrücke und weiterhin viel Erfolg bei allen Ihren Projekten!

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Ich bin ein echter Profi geworden

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Schon während Ihres Studiums in Sozialer Arbeit hat sich Fraucke Backhaus auch für Design interessiert. In ihrer Diplomarbeit „Mode in Jugendkulturen“ verknüpfte sie beide Themen.

Wie es ihr heute gelingt, ihre Interessen beruflich umzusetzen, darüber sprach sie mit Extra-Geschäftsführer Christoph Sembritzki in Leipzig.

Christoph Sembritzki: Frau Backhaus, Sie sind vor 2 Jahren von Berlin nach Leipzig gekommen. Wie haben Sie es angestellt, einen Arbeitsplatz zu finden, der Ihren Ansprüchen entsprach?

Frauke Backhaus: Das war gar nicht einfach. Ich habe erst einmal bei einem Pflegedienst angefangen, der vor allem Pflegekräfte für die Betreuung von Intensivpflegepatienten beschäftigt hat. Dort war ich in der Personalabteilung für die Rekrutierung verantwortlich. Richtig glücklich bin ich dort allerdings nicht geworden.

Dann habe ich die Möglichkeit bekommen, in Leipzig bei einem großen Internet-Modeunternehmen als Stylistin anzufangen.

Was macht man als Stylistin?

Als Stylistin berate ich Kunden des Modeunternehmens bei der Wahl ihres Outfits. Man kann sich dort auf bestimmte Bereiche spezialisieren. Ich habe mir die Themen Business Casual für Herren sowie Hochzeiten ausgesucht.

Und wie sind Sie zum Extra Team Kita gekommen?

Neben meiner damaligen Tätigkeit wollte ich endlich wieder pädagogisch arbeiten. Ich bin da ziemlich strategisch vorgegangen und habe mir überlegt, bei welchen Unternehmen ich meine Arbeit als Stylistin mit der als Erzieherin vereinbaren kann. Für die Arbeit als Stylistin wollte ich weiterhin mindestens 2 Tage pro Woche zur Verfügung zu haben.

Ich habe ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass ich diese Flexibilität vor allem in der Zeitarbeit erhalten kann. Dann habe ich mir mehrere Unternehmen angeschaut und das Extra Team Kita hat auf mich den professionellsten und seriösesten Eindruck gemacht.

Direkt in einer Kita anzufangen, kam für Sie nicht in Frage?

Nein. Zwar bin ich gerade auch in den letzten zwei Jahren von mehreren Kita-Leiterinnen angesprochen worden, ob ich nicht wechseln möchte. Mir wurde teilweise sogar zugesichert, dass ich pro Woche nicht mehr als 20 Stunden arbeiten müsse. Ich bin jedoch sehr skeptisch, ob sich solche Zusagen auch tatsächlich langfristig einhalten lassen können, wenn es zu Problemen kommt. Beim Extra Team habe ich aber die Sicherheit, dass ich zwei Tage pro Woche für meine Nebentätigkeit freihalten kann.

Im Extra Team Kita hatten Sie damit tatsächlich keine Probleme?

Das ist richtig. Die Personalreferenten kümmern sich immer darum, dass mein vereinbartes Arbeitszeitfenster gut eingehalten wird. Das ist ja hier der Vorteil, dass ich nicht selbst mit der Einrichtungsleitung über meine Arbeitszeitwünsche verhandeln muss.

Wie haben Sie den Start bei uns erlebt?

Es war tatsächlich der beste Start, den ich jemals hatte. Zwar war jede Kita auf ihre Weise toll und ich habe mich überall wohl gefühlt, aber gerade bei meinem ersten Dienst bin ich unglaublich herzlich aufgenommen worden. Ich war ja einige Jahre raus aus dem Beruf und daher etwas unsicher. Die Kollegen in der Einrichtung haben mich aber in allem unterstützt und nach kurzer Zeit war ich wieder voll drin.

Mittlerweile würde ich mich sogar als totalen Profi bezeichnen. Aufgrund der Erfahrungen in mehreren Einrichtungen kann ich mittlerweile spontan jede beliebige Gruppe übernehmen. Ich kann mir inzwischen sogar innerhalb eines Tages die Namen aller Kinder einer Gruppe merken – früher habe ich dafür mindestens drei Tage benötigt.

Hatten Sie denn sehr viele Dienste in unterschiedlichen Einrichtungen?

Ich habe gerade einmal nachgerechnet. Tatsächlich war ich bisher in 23 verschiedenen Einrichtungen tätig. Dabei gab es sowohl richtig lange Zeiträume von bis zu neun Monaten in derselben Kita, aber eben auch viele kürzere Dienste von nur einigen Wochen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit besonders gut?

Da gibt es mehrere Aspekte. Fachlich bin ich in den letzten Jahren richtig gewachsen. Wenn man in relativ kurzer Zeit mehrere unterschiedliche Kitas kennenlernt, lernt man eben auch, wie unterschiedlich Tagesabläufe und Aufgaben gestaltet werden können.

Außerdem genieße ich die gute Betreuung durch die Personalreferenten im Extra Team Kita und die Schulungen und die Events sind ein großer Pluspunkt.

Bald starten Sie wieder ein neues Projekt…

Ja, ich möchte mit meinem Partner für mehrere Monate nach Argentinien gehen. Wir haben dort Bekannte, die ein Eco-Food-Projekt betreiben. Wir sind gespannt, das Projekt kennenzulernen und planen auch, einige Eco-Farmen zu besuchen. Im Wesentlichen wollen wir aber das Land bereisen und viele neue Eindrücke sammeln.

Frau Backhaus, vielen Dank für das spannende Gespräch. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Reise nach Argentinien und freuen uns schon auf Ihren ausführlichen Reisebericht!

Bild: Fraucke Backhaus und Christoph Sembritzki

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Im Moment arbeite ich in einer Traumeinrichtung

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Cornelia Lübke (rechts im Bild) traf sich in Dresden mit Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay (l.) zu einem Gespräch über ihre beruflichen Erfahrungen als Erzieherin in Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Und auch darüber, wie sie sich ihre perfekte Kita vorstellt.

Sebastian Lazay: Frau Lübke, Sie verlassen in Kürze unser Team, weil Sie in eine Kundeneinrichtung wechseln. Auch wenn wir sicher in Kontakt bleiben werden, lassen Sie uns zu diesem Anlass doch einmal über Ihre Erfahrungen in der Kita-Arbeit reden. Ich habe gehört, dass Sie lange Zeit außerhalb Sachsens tätig waren.

Cornelia Lübke: Ja, ich habe in Nordrhein-Westfalen studiert und lange dort gearbeitet. Sowohl die Ausbildung als auch die Einrichtungen dort waren hervorragend. Mein Weg hat mich trotzdem von Bonn zurück nach Dresden geführt, zum Wohnort meiner Eltern.
 
Wie haben Sie den beruflichen Wechsel empfunden? Gab es da große Unterschiede?

Ich bin da zunächst einmal theoretisch rangegangen. Der sächsische Bildungsplan erschien mir sehr hoch aufgegangen und ich fragte mich natürlich, wie das in der Realität abläuft. Das trägerübergreifende Jobangebot von Extra war deshalb ideal für mich. So konnte ich praktisch entdecken, wie verschiedene Einrichtungen in Sachsen wirklich arbeiten. Ich wollte da nicht gleich so fest gefangen sein, sondern mich beruflich eher eine Weile orientieren. Dieser Plan ist auch aufgegangen. In der Praxis habe ich gemerkt, dass vor allem das offene Konzept in NRW schon viel länger praktiziert worden war und in Sachsen tatsächlich noch mehr Gruppenaufteilungen praktiziert werden. 
 
War es leicht, sich auf wechselnde Einrichtungen einzustellen?

Bei meiner ersten Stelle wurde ich noch nicht so gut aufgenommen. Mir schien das so, als nähme man mich gar nicht wirklich wahr. Dann wurde mir klar, was das Problem war. Viele Kolleginnen waren nämlich ganz erstaunt, als ich zeigen konnte, wer ich wirklich war. Sie hatten eine unvermittelbare Kandidatin der Arbeitsagentur erwartet und keine erfahrene Fachkraft. Ich musste daher meine Qualifikation erst einmal unter Beweis stellen. Das ist dann aber auch geglückt. 
 
Es tut mir leid, das Ihr Start so holprig war.

Ach, das war schnell überwunden. Und in meiner jetzigen Einrichtung ist das sowieso ganz anders. Die Einrichtungsleitung ist vom Extra Team Kita überzeugt. Das ist die Grundlage für eine hervorragende Zusammenarbeit. Ich wurde dort aufgrund meiner Erfahrung auch bewusst ausgewählt. 
 
Haben Sie in der pädagogischen Arbeit Unterschiede zwischen NRW und Sachsen kennengelernt?

Mein Eindruck ist im Moment, dass die offene Arbeit in Sachsen eher noch ein Zukunftsthema ist. Da herrscht noch viel Angst vor der Veränderung. Ganz im Sinne von ‚Wir machen die Türen auf und alles ist erlaubt‘. Genau das ist es ja aber nicht. Nur werden eben Absprachen wichtiger. Kommunikation ist gefragt. Bei der offenen Arbeit ist alles im Flow. Es gibt keinen Bestimmer mehr. Gerade für Kolleginnen, die bisher etwas anderes gewohnt waren, ist eine Umstellung auf diese Arbeit sicher nicht leicht. Aber ich finde, es lohnt sich.

In NRW habe ich viele Eltern kennengelernt, die aus den neuen Bundesländern stammten. Ich hatte bei ihnen den Eindruck, dass sie sehr klare Vorstellungen davon hatten, bis wann welcher Entwicklungsschritt bei ihren Kindern vollzogen sein muss. Und diese – in nenne sie mal – ‚formale‘ Vorstellung habe ich dann später auch bei den Erzieherinnen in den Einrichtungen angetroffen. Man denkt hier eher in festen Abläufen. In NRW waren wir mehr daran gewöhnt, die Kinder einzubeziehen und zu begleiten. Ich habe in Dresden einmal den Satz gehört „Ein Junge zieht doch kein rosa T-Shirt an“. Das wäre in NRW undenkbar gewesen. Ich möchte das gar nicht werten, es ist nur einfach ein anderes Arbeiten. 
 
In Ihrer jetzigen Einrichtung müssten Sie ein eher heterogenes Team erleben. Stimmt das?
 
Das ist richtig. Ich selbst bin im Moment in einem sehr offenen Team innerhalb einer facettenreichen Einrichtung. Wir haben einen situationsorientierten Ansatz und werden von den Kolleginnen neugierig beobachtet, die ihre Arbeit eher etwas konventioneller strukturieren. Für mich ist das im Moment aber eine absolute Traumeinrichtung. Von der Architektur des Hauses bis zu den tollen Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf. Nach einer Weile wurde ich dort angesprochen, ob ich nicht direkt dort arbeiten möchte. Ich mache das jetzt sehr gerne. In der heutigen Konstellation mit der jetzigen Leitung werde ich mich dort sehr wohlfühlen. 
 
Und wir werden Sie schmerzlich in unserem Team vermissen.
 
Mir hilft es aber auch wirklich zu wissen, dass ich wieder ins Extra Team Kita zurückkommen kann. Es ist also jetzt ein Versuch für mich und ich weiss gar nicht, ob der Wechsel vielleicht zu früh erfolgt. Aber Kinder und Eltern sind toll. Ich habe lange darüber nachgedacht, denn natürlich verliere ich auch diesen Rückhalt durch das Extra Team Kita in Dresden. Die wechselnden Einrichtungen haben mir viel gebracht. Eigentlich hatte ich bei Extra nur Vorteile. Ich konnte mir viel ersparen, was mich inhaltlich nicht weitergebracht hat. Ich konnte mir meine Urlaube so einteilen, wie ich das brauchte und hatte mit dem ganzen „Trallala“ nichts zu tun. Ich ging einfach in die Einrichtung und tat das, was ich am liebsten mache – mit Kindern arbeiten. 

Kann man sagen, dass Sie Ihre Arbeit im Extra Team Kita als leichter als in einer herkömmlichen Beschäftigungsform empfunden haben?
 
Vielleicht eher freier als leichter. Man macht die Arbeit so gut wie möglich und wenn einen die Einrichtung nicht mehr braucht, dann kommt eben etwas Anderes. Wissen Sie, ich war früher sehr lange an meinen Arbeitsstellen. Heute, nach all den Erfahrungen, muss ich sagen: ich brauche keine Führungsposition mehr. Das ist nicht nah genug am Kind. Außerdem reizt es mich, regelmäßig einen neuen Input zu bekommen. Und ich möchte auch mit Kollegen zusammenarbeiten, die genauso denken.

Sie haben in Ihrer Laufbahn nicht nur verschiedene Bundesländer kennengelernt, sondern auch verschiedene Träger. Jetzt wechseln Sie in eine kirchliche Einrichtung. Wie empfinden Sie das im beruflichen Alltag?


Das ist eine sehr entspannte Atmosphäre. Mit den Kleinsten beten wir beispielsweise nicht. Wir transportieren Werte durch gemeinsame Feiern und Aktivitäten. Wir arbeiten dabei nach dem Jahreskreis. Gerade in kirchlichen Einrichtungen empfinde ich eine hohe Dankbarkeit gegenüber mir als Beschäftigter und auch gegenüber dem Extra Team Kita. Das ist auf allen Ebenen ein sehr kollegiales Verhältnis. 
 
Sie haben gesagt, Ihre aktuelle Kita sei im Moment eine Traumeinrichtung. Ist das schon der perfekte Arbeitsplatz für Sie als Erzieherin? 

Sie kommt dem Ideal auf jeden Fall nahe. Aber Sie sprechen da etwas Größeres an. Ich kenne viele Erzieher, die eine Vision haben. Eltern wollen ihre Kinder nicht einfach irgendwem überlassen. Sie wollen das Gefühl haben, dass ihre Kinder richtig gut betreut sind. Das geht nur mit Erziehern, die wirklich Lust auf ihre Arbeit haben. Dafür müssen sie gefragt und in ihrer eigenen Entwicklung gefördert werden. Die Eltern sind dann nicht Gegner, wie das manchmal leider der Fall ist, sondern Partner, die in ihren Wünschen ernst genommen werden müssen. Dazu gehört dann auch eine gewisse Dienstleistungsmentalität. Denn es geht eben auch um ganz praktische Fragen wie zum Beispiel Öffnungszeiten – übrigens auch an Samstagen und vielleicht sogar bis hin zur 24-Stunden-Kita. Ist es denn schlimm, wenn Eltern mal am Samstag ohne ihre Kinder einkaufen gehen möchten oder einmal einen Abend allein gestalten können?

Konzeptionell würde ich aus allen pädagogischen Konzepten, Modellen und Trägerschaften das Beste heraussuchen. Die Leute müssen zum Konzept passen und alle Regeln müssen altersgerecht sein. Ein Einjähriger kann zum Beispiel noch nicht selbst entscheiden, ob er essen möchte, oder nicht. Aber das wichtigste ist, die Eltern als Partner anzusehen und jedes Kind als Individuum. Ich kann nicht jedem Kind meine Konzeption überstülpen.

Glauben Sie, Ihre Haltung auf einen einzigen Satz verdichten zu können?

Ja, es ist ein Plädoyer für die freie Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern – miteinander über konzeptionelle Grenzen hinweg und unter intensiver Einbeziehung der Eltern. 
 
Frau Lübke, herzlichen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe und die Unterstützung von Träger, Leitungskräften und Kollegen. 
Bild: Cornelia Lübke (r.) im Gespräch mit Sebastian Lazay

Warum ist ein Mensch so wie er ist?

Version 2

In Berlin-Charlottenburg trafen sich Miriam Grube, Johanna Gehrke und Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay zu einem Gespräch über die psychologischen Fortbildungsveranstaltungen der Extra Akademie in Berlin. 

Dipl.-Psych. Miriam Grube studierte in Gießen Psychologie mit Nebenfach Medizin und absolvierte anschließend in Berlin eine Weiterbildung in Verhaltenstherapie für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Parallel dazu arbeitete sie in einer Kriseneinrichtung für Kinder- und Jugendliche sowie in der Psychiatrie und ist aktuell in einer Gemeinschaftspraxis (Institut für Psychotherapie und Familie) tätig. Dipl.-Psych. Johanna Gehrke sammelte nach dem Studium in Hamburg und Berlin Berufserfahrung in der Kinderpsychiatrie, absolvierte eine Weiterbildung in Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie für Kinder und Erwachsene, verfügt über Erfahrung in der Arbeit mit traumatisierten Menschen und in der psychologischen Online-Beratung.

Ihnen beiden gemeinsam ist ein Schwerpunkt in der ambulanten Psychotherapie und natürlich ihr Engagement als Referentinnen an der Extra Akademie.

Sebastian Lazay: Frau Gehrke, Frau Grube, vielen Dank für die heutige Runde hier in unserem Berliner Büro. Die Fortbildungsveranstaltungen der Extra Akademie laufen immer ganz ruhig und kontinuierlich im Hintergrund. Heute wollen wir das einmal ändern und diese Arbeit in den Fokus nehmen. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich aktuell?

Johanna Gehrke: Wir haben in Berlin einige Fortbildungsthemen von unseren Kolleginnen Franziska Bomba und Franka Metzner aus Hamburg übernommen. Dabei war und ist das Thema „Resilienz“ von besonderer Bedeutung. Aktuell läuft es unter der Überschrift „Innere Schätze heben“. Wir haben nun geplant, es in zwei Teile aufzuteilen, also in Grundlagen der Resilienz und die Vorbereitung der praktischen Umsetzung. Insgesamt bieten wir ab diesem Jahr zehn verschiedene Veranstaltungen an. Neu dazu gekommen sind zum Beispiel Stressbewältigung durch Achtsamkeit und Selbstfürsorge in zwei getrennten Veranstaltungen.

Neben pädagogischen Themen rund um die Förderung von Kindern und Jugendlichen geht es also auch um die Kolleginnen und Kollegen selbst?

Miriam Grube: Das ist richtig. Bei allen Themen ist uns sehr wichtig, dass die Teilnehmenden die Inhalte selbst erfahren. Praktische Übungen sind wichtig, um das Gelernte auch wirklich umsetzen zu können. Entweder mit den Kindern, oder mit sich selbst. Tatsächlich geht es um noch mehr als die Auffrischung oder Vertiefung von Wissen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmenden sich gerne selbst in die Fortbildungen einbringen. Sie berichten von Erfahrungen, von positiven wie negativen Erlebnissen. Auch Stress gehört beispielsweise dazu und damit die Frage, wie der Einzelne damit umgehen kann. So kommt man dann immer wieder zu neuen Fragestellungen. Zum Beispiel zu Entspannungsmethoden. Hier geht es in ersten Übungen oft zunächst nur um das Wahrnehmen ohne zu bewerten. Darauf aufbauend kann man zum Beispiel mit der 30-Sekunden-Methode wirksame Wege für den Umgang mit Stress im Alltag aufzeigen.

Johanna Gehrke: Im letzten Jahr haben wir das kultursensible Arbeiten als neues Thema aufgenommen. Dabei haben wir einen Schwerpunkt auf den Umgang mit traumatisierenden Erfahrungen gelegt. Denken Sie dabei zum Beispiel an Angst vor Feuer, vor Geräuschen oder scheinbar unkritischen Gegenständen wie einer Klebepistole. Es gibt da viele Beispiele. Für uns erscheint es immer selbstverständlich, dass auch Andere die Welt so sehen wie wir. Doch das ist nicht so. Es hilft, wenn wir lernen, den Blick zu öffnen und diese Haltung in Frage zu stellen.

Das klingt nach einem sehr grundsätzlichen interkulturellen Austausch.

Miriam Grube: Ja – und der hat auch richtig Spaß gemacht. Wir haben nämlich auch einmal nach Vorurteilen gegenüber Deutschen gefragt. Teilnehmende mit ausländischem Hintergrund brachten ihre Sicht der Dinge ein und diskutierten das mit den Deutschen. Aus italienischer Sicht fiel zum Beispiel auf, wie stark das Leben in Deutschland nach festen Regeln abläuft. Der einzelne inhaltliche Aspekt war für uns aber gar nicht entscheidend, sondern vielmehr die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen, Einstellungen oder Kulturen. Diesen Austausch in der Gruppe fördern wir in unseren Veranstaltungen sehr, auch im Rahmen von Kleingruppenarbeit. Wir können hier einen sehr offenen und praktischen Dialog beobachten, sogar bei sehr schwierigen Themen wie zum Beispiel Mobbing.

Johanna Gehrke: Wir profitieren hier in Berlin sehr vom Engagement der Teilnehmenden. Sie bringen ganz viel praktische Erfahrung mit, sowohl positiv als auch negativ. Für unsere Veranstaltungen ist das sehr bereichernd. Und der Erfolg gibt uns recht. Die Schulungen sind gut nachgefragt und sehr positiv bewertet.

Miriam Grube: Dabei haben wir es in Berlin mit einer sehr heterogenen Gruppe zu tun. Von Menschen mit abgeschlossenem pädagogischen Studium bis zum Quereinsteiger ohne Ausbildung ist jeder dabei. Das ist eine Berliner Besonderheit. Das Team harmoniert in seiner Gemeinschaft sehr gut. Das ist im positiven Sinne wirklich besonders bemerkenswert.

Tatsächlich beschäftigen wir in Berlin teilweise auch Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung. Das ist sonst in unserem Hause nicht möglich. Dabei achten wir jedoch auf eine gute Eignung für eine Arbeit in Kitas. Eine Vorerfahrung als Tagesmutter kann zum Beispiel eine solche Eignung nahelegen. Wie stehen Sie zu dieser Frage?

Johanna Gehrke: Es kommt auf die praktische Tätigkeit im Alltag an. Wenn ein gutes inhaltliches Konzept in einer Einrichtung gelebt wird, können auch Menschen ohne abgeschlossene pädagogische Ausbildung eine wertvolle Unterstützung sein. Neben einer guten Anleitung im Arbeitsalltag können letztlich auch unsere Seminare dazu beitragen, dass ein Austausch mit erfahren und gut ausgebildeten Pädagogen zustande kommt, und auch Beschäftigte ohne Ausbildung theoretisches und praktisches Wissen sammeln können.

Wenn Sie einige Jahre zurückblicken – was hat Sie eigentlich selbst bewogen, sich mit der Psychologie so intensiv zu beschäftigen, dass Sie sie zu Ihrem Beruf gemacht haben? Und ist dieser Beruf nicht manchmal auch schwer zu ertragen?

Miriam Grube: Ich wollte immer wissen ‚Warum ist ein Mensch so wie er ist?‘ Das hat mich schon in meiner Kindheit interessiert. Dieses Ziel habe ich verfolgt.

Johanna Gehrke: Unsere Arbeit ist weniger schwer, als viele Menschen das denken. Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten, mit ihnen in Kontakt zu stehen, ist ganz wunderbar. Kinder drücken sich oft im Spiel und über Symbole aus. Das macht die Arbeit noch lebendiger. Es ist ein sehr schöner, helfender Beruf, der mir eher Energie gibt, als nimmt. Es geht dabei aber schon immer wieder um die Frage der Balance zwischen „berührbar bleiben“ und „professionelle Distanz wahren“. Anders gesagt: es zählt das Mitgefühl, nicht das Mitleid.

Miriam Grube: Wir behandeln in der Psychologie das gesamte System. Gerade bei Kindern also auch die Verbindung zu den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen. Wir können hier sehr viel bewegen. Auch, indem wir mit Erziehern zusammenarbeiten. In der Arbeit mit Kindern ist ganz viel möglich, der Weg ist noch nicht vorbestimmt.

Ist es so, dass Sie dank Ihrer Persönlichkeit, Ihrer Ausbildung und Ihrer Erfahrung zu jedem Menschen einen echten Kontakt herstellen können? Oder geraten auch Sie an Grenzen?

Miriam Grube: Dass etwas wirklich nicht passt, kommt tatsächlich nur sehr selten vor. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich als junge Therapeutin mit einem älteren Herrn zu tun hatte. Dabei fiel es ihm schwer, sich auf meine Ratschläge und Hilfestellungen einzulassen. Aber diese Schwierigkeiten, die sich in der therapeutischen Beziehung manchmal auftun, erleben die Patienten zumeist auch in Beziehungen außerhalb der Therapie und können dann auch eine Chance sein, wenn man im therapeutischen Kontext darüber redet. Auf jeden Fall ist es richtig, dass die Beziehung zwischen Patient und Therapeut der größte Wirkfaktor ist.

Johanna Gehrke: Teil unserer Ausbildung ist auch die Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte. Das hilft dabei, eigene Themen außen vor zu lassen und sich ganz auf das jeweilige Gegenüber einzustellen. Mir ist es bisher gelungen, in jedem Menschen einen Teil zu entdecken, den ich mag. Auch dann, wenn ich zum Beispiel mit vielen Ansichten nicht übereinstimme.

Vielen Dank für diese Einblicke in Ihre Aufgabenfelder. Ich wünsche uns allen weiterhin eine gute Zusammenarbeit!

Bild: Sebastian Lazay mit Johanna Gehrke (Mitte) und Miriam Grube (rechts)

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Sechs Monate nach dem Berufseinstieg: Wir sind krisenerprobt!

Berufseinstieg Extra Team Kita

Vor einem halben Jahr haben sich Nadine Conta und Eileen Thamm entschieden, im Extra Team Kita in den Job zu starten. Mit Teamleiterin Tessa Dittmer und Geschäftsführer Sebastian Lazay sprachen die beiden Sozialpädagogischen Assistentinnen über ihre Erlebnisse, ihre positiven und negativen Erfahrungen und darüber, was den Unterschied ausmacht, in wechselnden Einrichtungen zu arbeiten.

Extra Team Kita: Nach Ihrer Ausbildung an der Fachschule für Sozialpädagogische Assistenz und Heilerziehung in Alsterdorf hatten Sie unter vielen Trägern die Auswahl. Wie sind Sie auf uns gekommen und vor allem, warum haben Sie sich für das Extra Team Kita zum Berufseinstieg entschieden?

Eileen Thamm: Ich wollte studieren und suchte daher parallel einen Job, der mir immer wieder Freiräume dafür ermöglicht. Ich bin dann schließlich über eine Internetausschreibung auf Extra gestoßen. Nach meiner Bewerbung ging das hier ganz schnell. Und als ich gerade meinen frisch unterschriebenen Vertrag zu Hause hatte, wollte ich mit Nadine einkaufen gehen. Da habe ich ihr von Extra erzählt, ihr die Angebote empfohlen und so haben wir dann gleich beide zusammen angefangen.

Nadine Conta: Ich war gegenüber Personaldienstleistern ja etwas skeptisch. Aber die Berichte von Eileen waren einfach sehr positiv und mein erster eigener Termin in Hamburg war auch sehr sympathisch. Für mich war toll, dass ich gleich mitbestimmen konnte, wieviele Stunden ich arbeiten möchte und in welchen Einrichtungen ich eingesetzt bin. Außerdem war die Bezahlung bei Extra besser.

Eileen Thamm: Ich hatte schon einmal Erfahrung mit einem anderen Personaldienstleister gemacht. Da wurde ich wirklich unfreundlich behandelt. Bei Extra war das von Anfang an anders, das war eine ganz herzliche Atmosphäre.

Nadine Conta: Manchmal schauen die Leute komisch und fragen ‚Warum arbeitest Du nicht bei einem richtigen Träger?‘. Ich erkläre dann immer, dass die Bedingungen bei Extra toll sind und die Vorurteile nicht stimmen. Ich habe ja sogar sofort einen unbefristeten Vertrag bekommen. Das war mir auch für den Berufsstart sehr wichtig.

Extra Team Kita: Wie haben Sie dann die praktische pädagogische Arbeit in den Einrichtungen erlebt?

Nadine Conta: Bei meinen Einsätzen habe ich schon gemerkt, was mir liegt und was nicht, zum Beispiel dass ein rein offenes Konzept auf Dauer nicht das Richtige für mich ist.

Eileen Thamm: Ich habe einmal erlebt, dass ich wirklich schlecht eingearbeitet wurde. Ich fühlte mich nicht ernst genommen. Das war zwar zunächst keine gute Erfahrung, aber ich hatte ja bei Extra die Sicherheit, dass man mir hilft, wenn etwas nicht optimal läuft. Es gibt in Kitas immer wieder menschliche Konflikte. Da ist es dann gut, bei einem Personaldienstleister noch einen anderen Rückhalt und etwas mehr Distanz zu haben. Manchmal muss man dann eben bewusst die Einrichtung wechseln. So war es auch in diesem Fall.

Nadine Conta: Das ist der Grund, warum ich wirklich jeden Tag glücklich zur Arbeit gehe.

Eileen Thamm: Ich weiß, dass viele Beschäftigte in den Einrichtungen sehr überfordert sind. Das geht manchmal bis zum Burnout. Wir dagegen übernehmen wirklich nur die pädagogische Arbeit. Das ist wesentlich entspannter.

Extra Team Kita: Sorgen diese unterschiedlichen Rollen als Beschäftigte bei Extra und fest in den Einrichtungen da für Konflikte?

Nadine Conta: Nein, das nicht, wir arbeiten in der Regel sehr gut zusammen. In den Kitas gelingt es mir schnell, zu überzeugen. Die Kollegen sind für die Unterstützung ja dankbar. Ich kann mir Zeit für die Kinder nehmen. Gerade schwierigere Kinder gehen oft unter. Denen kann ich mich annehmen.

Eileen Thamm: Ich habe im Krippenbereich Erfahrungen mit der Dokumentation gemacht. Gute Checklisten habe ich dann schon auch einmal in eine andere Einrichtung mitgenommen. Das hilft dann, die Arbeit dort zu erleichtern und es macht auch Spaß, sich mit den Erfahrungen aus verschiedenen Einrichtungen immer wieder an anderer Stelle einzubringen. Ganz praktisch habe ich das zum Beispiel mit einer Wickel-Checkliste erlebt oder auch mit der Idee einer Infotafel zu Tagesaktivitäten.

Extra Team Kita: Sie schildern die Arbeit in wechselnden Einrichtungen sehr positiv. Was ist der Reiz daran?

Eileen Thamm: Durch den Wechsel der Einrichtungen bekommt man sehr oft andere Perspektiven. Nehmen wir als Beispiel den Umgang mit Desinfektionsmitteln. Das wird sehr unterschiedlich gehandhabt, von sehr wenig bis fast übertrieben viel. Durch die verschiedenen Einsätze ist es einfacher einzuschätzen, was der wirklich richtige Weg ist.

Nadine Conta: Viele Kolleginnen in den Einrichtungen haben diese breite Perspektive nicht. Sie kennen sich vor Ort natürlich besser aus und kennen die Kinder schon länger, aber sie haben oft insgesamt weniger Erfahrung als wir und manchmal wissen sie das gar nicht. Das führt dann immer wieder zu positiven Erlebnissen, wenn wir Probleme gemeinsam gelöst bekommen. Wir sind ja wirklich krisenerprobt. Wir sind es gewohnt, einzuspringen, wenn Not am Mann ist. Da sammelt man in viel kürzerer Zeit viel mehr Erfahrung als Viele meinen. Mir ist aufgefallen, dass die Kitas ganz wenig über Extra wissen. Was wir so machen, wie wir Schulungen der Extra Akademie und Arbeitsverhältnisse organisieren. Da könnte vielleicht noch mehr informiert werden. Manchmal denken die Leute auch, meine Arbeitsbedingungen seien schlechter, als in den Einrichtungen. Für mich stehen aber Bezahlung und Anforderung bei Extra im Einklang. Das Team stimmt, ich kann Urlaub nehmen, wann ich möchte und nicht nur, wenn die Einrichtung schließt und wenn ich nach Hause gehe, habe ich auch wirklich Feierabend. Das klingt vielleicht selbstverständlich, ist es aber eben andernorts oft nicht.

Extra Team Kita: Wenn man Ihnen zuhört, hat man tatsächlich den Eindruck, Sie wären schon seit Jahren bei uns und nicht erst seit sechs Monaten. Das spricht für Ihren Erfahrungsschatz. Aber, sagen Sie, wie würden Sie in einem Satz Ihren Start bei Extra zusammenfassen? Was war das Wichtigste?

Eileen Thamm: Ich habe ganz viele tolle Kolleginnen kennengelernt. Und im Moment bekomme ich sehr viel Bestätigung von Eltern. Das lädt so richtig den Akku auf.

Eileen Thamm: Die kleinen Dankeschöns freuen einen wirklich. Wenn die Kinder zum Weihnachtsurlaub eine Tafel Schokolade überreichen und ich mir ein Lied wünschen darf – dann geht mir richtig das Herz auf!

Extra Team Kita: Vielen Dank für diese offene Runde und hoffentlich weiterhin viel Freude bei Ihrer Arbeit.

Bild: Eileen Thamm, Nadine Conta, Sebastian Lazay und Tessa Dittmer

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Ich liebe diese Wanderschaft

Frau Siegemund-Botembe


Eigentlich ist Adèle Siegemund-Botembe von Beruf Krankenpflegehelferin. Mehrere Jahre hat sie in Berlin in verschiedenen Häusern gearbeitet. Im Gespräch mit der Berliner Extra-Niederlassungsleiterin Heike Weber erzählt sie einen Teil ihrer persönlichen Geschichte, wie sie zum Extra Team Kita gestossen ist und warum sie den abwechslungsreichen Berufsalltag dort so schätzt.

Extra Team Kita: Vor Ihrem Start bei Extra haben Sie in der Altenpflege gearbeitet. Was waren da ihre Schwerpunkte?

Adèle Siegemund-Botembe: Seit meiner Validations-Ausbildung war ich hauptsächlich in der Betreuung von Demenzpatienten tätig. Das war eine sehr spannende Aufgabe. Die Menschen brauchen Strukturen. Wir haben sie bei täglichen Ritualen wie der Körperpflege, bei Handarbeiten oder auch beim Kochen unterstützt. Wenn ein demenzkranker Mensch merkt ‚meine Welt wird von dir verstanden‘, dann blüht er auf. Das war eine tolle Sache!

Und dennoch wollten Sie sich beruflich verändern?

Nicht unbedingt. Die Arbeit mit Menschen mit Demenz war eine erfüllende Aufgabe. Doch 2012 ergab sich im Berliner Extra Team die Chance, einmal das Arbeitsumfeld der Kita kennenzulernen. Ich fand das spontan interessant.

So sind Sie dann ‚ins kalte Wasser‘ gesprungen?

Ja, schon. Mein erster Einsatz war in einer kleinen Einrichtung in Zehlendorf in einer gemischten Gruppe von Dreijährigen bis zu Kindern im Vorschulalter. Zuerst waren die Kinder zurückhaltend, aber ganz schnell war das Eis gebrochen. Bei den Kollegen ist das oft ähnlich. Wenn man als überbetrieblich eingesetzter Mitarbeiter erstmals in eine Einrichtung kommt, sind oft Vorbehalte da. Sobald die Kollegen aber merken, dass sie sich auf einen verlassen können, wollen sei einen immer wieder buchen. Dieses Akzeptanzproblem bei Kindern und Kollegen im ersten Moment des Kennenlernens ist ganz typisch für unsere Arbeit.

Sie stammen aus dem Kongo. Spielt das in dieser Frage der Akzeptanz eine Rolle?

Das glaube ich nicht. Manchmal haben Kinder einen anderen Rhythmus als andere. Ich habe schon erlebt, dass ich einen Zugang zu Kindern bekomme, den die Kolleginnen im Stammteam nicht haben. Aber das ist keine Frage meiner Herkunft. Gerade die Kinder haben keine Berührungsängste. Sie wissen gar nicht, was Rassismus ist, das wird ihnen nur leider manchmal später anerzogen. Sie gehen ganz offen auf mich zu. Manchmal werde ich gefragt: ‚Kommst Du jeden Tag aus Afrika?‘. Dann antworte ich: ‚Nein, ich komme aus Charlottenburg.“ Ab und zu muss ich auch erklären, nicht bemalt zu sein oder ich höre ganz lieb gemeinte Kommentare, wie ‚meine Schokoladenfrau‘. Das ist alles sehr natürlich. Am liebsten würden die Kinder mit mir nach Afrika reisen. Sie träumen von diesem Kontinent und auch davon, mit einer Giraffe zurückzukommen.

Welche Rolle spielt ihr Heimatland heute für Sie?

Ich habe das Land erst wieder entdecken müssen. Ich bin zwar in Kinshasa geboren aber schon mit 13 Jahren nach Europa gekommen. Das war in den 70er Jahren. Meine Mutter arbeitete damals im diplomatischen Dienst in Belgien, bevor wir nach Deutschland zogen. Erst 2012 war ich für zwei Monate im Kongo. Das war das erste Mal, dass ich das Land bewusst erlebte. Diese Zeit in Afrika war die schönste Zeit in meinem ganzen Leben. Ich habe zwei Monate richtig auf dem Dorf gewohnt. Das war eine Reise zu meinen Wurzeln voller Erfahrungen. Ich habe traditionelle Heilmethoden und ein ganz anderes Lebensgefühl kennengelernt. Leider leidet das Land noch heute unter den Folgen der Kolonialisierung. Aber es ist hoch interessant. Allein die Sprache! Wir haben neben Französisch noch über 200 verschiedene Sprachen und Dialekte im Kongo.

Hat Ihre Herkunft Einfluss auf Ihre Arbeit in der Kita?

Ein bisschen schon. Ich vermittele den Kindern, dass es etwas Gutes ist, anders zu sein. Andere Menschen sehen anders aus, aber sie denken wie wir. Diese Botschaft nehmen die Kinder sehr gerne an.

Im Extra Team Kita sind Sie immer wieder in anderen Einrichtungen eingesetzt. Wie erleben Sie diesen Alltag?

Ich liebe diese Wanderschaft. Sie ist abwechslungsreich. Ich lerne verschiedene Kitas kennen oder arbeite in der Einzelbetreuung in Privathaushalten. Bisher habe ich alle Angebote, in Einrichtungen direkt zu wechseln abgelehnt. Bei Extra kann ich viel mehr selbst entscheiden, wann und wo ich arbeiten möchte, als in einer festen Einrichtung. Das bereichert mein Leben. Man hat das Gefühl, man bleibt jung.

Wir wissen, dass Sie auch ehrenamtlich engagiert sind. Wofür setzen Sie sich ein?

Ich habe 5 Jahre lang ehrenamtlich für die Tafel in der Gedächtniskirche gearbeitet und dort einmal pro Woche das Frühstück für Bedürftige begleitet. 50 Jahre gab es diese Einrichtung. Ich habe dort Gespräche geführt und die Seelsorge unterstützt. Leider ist die Einrichtung jetzt geschlossen. Inzwischen arbeite ich einmal pro Woche in der Kleiderkammer. Auch das ist eine gute Erfahrung. Die Berliner sind unglaublich spendabel.

Bild: Adèle Siegemund-Botembe

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„Nichts berührt so direkt wie ein Klang“

Extra Team Kiita_Frau Voigt

Wenn Ingeborg Ursula Voigt in die Einrichtungen unserer Kunden kommt, wird sie nicht selten gefragt, wie sie sich musikalisch einbringen kann. Es hat sich herumgesprochen, dass die ausgebildete Konzertpianistin und Musikerzieherin ganz besondere Fähigkeiten hat. „Das Singen“, sagt sie, „bringt sofort Ruhe in eine Gruppe von Kindern. Das lockert alles.“

Extra Update Kita: Ihr Ruf eilt ihnen vorweg, Frau Voigt. Kürzlich wurden sie in einer Einrichtung von den Kindern mit einem lauten „Inge-singe-Dinge“ begrüßt. Bei den Kindern kommt es offenbar gut an, wie sie Musik in den Kita-Alltag integrieren.

Ingeborg Ursula Voigt: Ja, das war ein schönes Erlebnis. Ich schreibe ja oft meine eigenen Lieder, zum Beispiel Begrüßungs- oder Essenlieder. Die singen wir dann gemeinsam in den Kitas. Das macht den Kindern viel Spaß und mir übrigens auch.

Welche Rolle spielt die Musik in ihrem eigenen Leben?

Nach meiner Ausbildung als Konzertpianistin habe ich viel Kammermusik gemacht und viel unterrichtet. Als später meine eigenen Kinder ihre Schulabschlüsse gemacht hatten, habe ich an einer Musikschule wieder angefangen. Die Musik hat mich mein Leben lang begleitet.

Welche pädagogische Funktion würden sie der Musik zuschreiben?

Nichts berührt so direkt wie ein Klang. In integrativen Einrichtungen lässt Musik die Grenzen zwischen den Kindern verschwinden. Ich habe einmal mit einem Autisten und einem stotternden Kind gearbeitet. Über den Gesang fand ich zu beiden einen Zugang. Und das ist ganz wichtig für die weitere Begleitung der Kinder. Bei dem stotternden Kind ist es im Ergebnis zu einer Heilung gekommen. Diese erstaunliche Wirkung kennen wir aus der Musiktherapie. Eine Ausbildung in diesem Bereich ist sehr wertvoll, so können wir Musik bewusst einsetzen.

Im Alltag senken wir manchmal einfach nur den Geräuschpegel mit meditativer Musik. Das geht sehr schnell. Doch wenn mehr Zeit ist, arbeiten wir synästhetisch. Es wird musiziert, getanzt, geschauspielert. Gerade mit den 3- bis 4-jährigen kann man so viel machen. Die Kinder lieben es, selbst Instrumente einzusetzen.

Oder denken sie an den Umgang mit Konflikten. Ich hatte kürzlich eine solche Szene: zwei Jungs hauten sich auf die Köpfe. Es war kurz vor einem Eklat. Dann haben meine Kollegin und ich begonnen, ein Lied zu singen und sofort haben sich die beiden Raufbolde hingesetzt und zugehört. Wir haben dann „Heile Segen“ gesungen, es melodiös ausgeschmückt und gemeinsam improvisiert. Manchmal ist es auch sehr wirkungsvoll ‚albern‘ oder ‚operesk‘ zu singen. Da ergänzen sich dann die Wirkungen von Musik und Humor.

Sind das die Momente, in den ihnen die Kinder am meisten von ihrer Arbeit zurückgeben?

Ja. Wenn ein Kind dann leuchtet und einem seinem Anerkennung schenkt, ist das ein herrlicher Moment. Das ist Leben pur, mit Kindern zu arbeiten.

Sie sind für Extra ja in verschiedenen Einrichtungen tätig. Können sie Musik überall in gleicher Weise einsetzen?

Ich komme wirklich viel herum. Es ist so schön, diese Abwechslung zu haben, in verschiedenen Einrichtungen zu improvisieren. Natürlich ist jede Einrichtung anders und es gibt überall einen klaren Tagesablauf. Aber wo immer es passt, bringe ich mich ein. Meistens sind ein Keyboard und die Orffschen Instrumente vorhanden. Damit kann man viel machen. Manchmal spiele ich den Kinder aber auch einfach nur etwas vor. Gerade Crossover-Musik mit orientalischen Einflüssen setze ich gerne quer durch alle Kulturen ein. Man muss eben immer überlegen, was gerade passt. Ich sammle beispielsweise Wiegenlieder, auch aus Algerien oder der Türkei. Damit kann ich immer sehr individuell auf Kinder eingehen. Nicht nur für die Kinder selbst ist das schön, auch die Kolleginnen nehmen das sehr dankbar auf.

Bei all den verschiedenen Gelegenheiten, Musik einzusetzen – was ist ein echter Höhepunkt für Sie bei der musikalischen Arbeit mit Kindern?

Am allerschönsten ist es, mit den Kindern draußen in der Natur zu singen. Da singen die Kinder den Vögeln nach!

Bild: Ingeborg Ursula Voigt

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